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Into the Green: Tauchen in Atlanta, Georgia

Atlanta - Wer eine Reise nach Georgia plant, denkt meist zuallererst an das Südstaatenbild, dass durch Margaret Mitchell‘s Roman "Vom Winde verweht" geprägt wurde: Von Säulen umrahmte Herrenhäuser aus der Zeit vor dem Sezessionskrieg, mit großen einladenden Veranden an den Vorderseiten in der weiten Landschaft. Und natürlich Schaukelstühlen, die den Rhythmus des Südens vorgeben: Langsam und gemütlich. Die Ankunft in Atlanta steht dann aber in einem merkwürdigem Gegensatz. Der Hartsfield International Airport von Atlanta ist mit 108 Millionen Passagieren im Jahr der Flughafen mit dem höchsten Passagieraufkommen der Welt. Mit ihren 470.000 Einwohnern, das Einzugsgebiet umfasst fast sechs Millionen Menschen, ist die Südstaaten-Metropole eine typisch amerikanische Großstadt: Hochhäuser reihen sich zu einer bemerkenswerten Skyline zusammen, und im Zentrum kann man schon einmal vergessen, in welcher Stadt man sich nun gerade befindet. Dazwischen die Hauptsitze zweier der berühmtesten Unternehmen der Welt - CNN und Coca-Cola.


Coca-Coca Hauptquartier in Atlanta


Ich fahre raus aus der Stadt, nach Norden und das Bild ändert sich gänzlich. Die Umgebung wird sagenhaft grün, fast wie im Dschungel. Zotteliges Moos hängt von riesigen Zypressen dicht hinab, Kletterpflanzen ranken sich an den Stämmen empor. Die Luft ist heiß und schwül und überall schwirren Moskitos herum. Inmitten diese Szenerie finde ich mich plötzlich in einer morbiden Kulisse wieder. Mitten im Nirgendwo ein verwildertes Gelände, auf dem Fahrzeuge aller Marken vor sich hin gammeln - unter freiem Himmel, einfach so.


Old Car City in White liegt nur 40 Minuten von Atlanta entfernt


Überall auf dem Gelände liegt Laub herum, Äste und Gras, das an manchen Stellen bis zur Hüfte reicht. Dazwischen Autos, Autos, Autos. Oder das, was davon übriggeblieben ist. Unzählige haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Rostlauben, einige als Fahrzeuge kaum noch zu erkennen. Der Lack ist schon lange weg, ersetzt durch Rost und Pilze. Aus manchen wächst ein kompletter Baum aus dem Innenraum, während andere dezenter verrotten: eine zerschmetterte Fensterscheibe hier, ein durchgerosteter Kofferraumdeckel da. Auf dem Autofriedhof tummeln sich nur Wracks, von denen keines jünger als 50 Jahre ist. Nur Klassiker, so weit das Auge sehen kann.



Nur wenige Kilometer entfernt liegt Kraken Springs. Der ehemalige Steinbruch am 801 Old Tennessee Highway NE ist das einzige natürliche Tauchresort im Bundesstaat Georgia. Der See ist 35 Hektar groß und 46 m tief. Die Sichtweiten können je nach Jahreszeit und Tiefe bis zu 5 m betragen.


Kraken Springs


Am Tauchplatz wurde ich bereits von Fred erwartet. Ich hatte mich mit dem ehemaligen Marinetaucher verabredet, der mir sein "Heimat-Tauchrevier" zeigen wollte. Wir starten den Tauchgang und ich war überrascht, wie warm das Wasser war. Unter Wasser zeigte er mir zahlreiche Objekte, die - ganz amerikanisch - als Sehenswürdigkeiten versenkt worden waren. Es gibt ein Auto- und ein kleines Motorbootwrack, Zwerge und allerlei anderen Schnickschnack. Auf 30,m Tiefe befindet sich eine Taucherplattform.



Der See ist relativ fischreich. Vor allem Forellen- und Sonnenbarsche sind hier anzutreffen.


Forellenbarsch Micropterus sp.


Gepunkteter Barsch Micropterus punctulatus, Blauer Sonnenbarsch Lepomis macrochirus und Grüner Sonnenbarsch Lepomis cyanellus


Nicht schlecht staunte ich, als plötzlich eine kleine Qualle an meiner Maske vorbeizog. Hier - weitab vom Meer in einem gefluteten Steinbruch - habe ich keine Quallen erwartet. Elegant bewegte sich der Winzling durch die sich zusammenziehenden Bewegungen ihres Schirms vorwärts. Es handelte sich um eine Süßwasserqualle Craspedacusta sowerbii. Die ursprünglich aus China stammende Quallenart sieht ihren Meerwasser-Verwandten sehr ähnlich. Im Gegensatz zu einigen ihrer Verwandten des Salzwassers ist sie für den Menschen aber völlig ungefährlich.


Süßwassermeduse Craspedacusta sowerbii in Kraken Springs


Nach dem Tauchgang wurde noch in ganz amerikanischer Tradition am Ufer des Sees der BBQ Grill angeworfen.


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