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Autorenbild Steven Blum

USS Vandenberg - Vom Raketenbeobachtungsschiff zum Moviestar

Aktualisiert: 6. Jan.


Die USS Vandenberg war ein amerikanisches Kriegsschiff, das während des Kalten Krieges als Raketenbeobachtungsschiff und als Bahnverfolgungsschiff des amerikanischen Apollo-Weltraumprogramms eingesetzt wurde. Im 1999 gedrehten Science Fiction Film „Virus – Schiff ohne Wiederkehr“ war es als russisches Forschungsschiff zu sehen. Das Schiff wurde 2009 vor Key West in Florida versenkt und dient seitdem als zweitgrößtes künstliches Riff der Welt vielen Meeresbewohnern als Lebensraum und Tauchern aus aller Welt als attraktives Tauchziel.



Über 3000 Wracks sollen vor der Küste Floridas liegen. Zum einen viele mit Kostbarkeiten beladene spanische Galeonen wie die ATOSHA, die an den gefährlichen Riffen entlang der Küste aufliefen oder in plötzlich aufkommenden Hurrikans mit ihren Besatzungen untergingen. Zum anderen aber auch moderne Kriegsschiffe und zivile Handelsschiffe, die einst scheinbar mühelos über die Weltmeere glitten, aber nun zerstört am Grund des Meeres liegen. Und jedes Schiff erzählt seine eigene Geschichte.


Tauchen am Florida Wreck Trail


Entlang der 300 km langen Inselkette der Florida Keys wurden zwischen Key Largo und Key West über 30 Schiffe absichtlich als künstliche Riffe versenkt. Jährlich betauchen tausende Unterwasserfans die zwischen 34 und 160 Meter langen Wracks, die in Tauchtiefen zwischen 5 und 42 Metern liegen. Die bekanntesten von ihnen sind die SPIEGEL GROVE und die VANDENBERG.


Die 1955 gebaute USS SPIEGEL GROVE war ein Docklandungsschiff, das innerhalb einer US Marineeinheit operierte, dessen Aufgabe es war, Amphibienfahrzeuge und deren Besatzungen zu transportieren. Im Jahr 2002 wurde das 155 m lange Schiff am Fuße der Keys vor Key Largo versenkt und war zu diesem Zeitpunkt das größte künstliche Wrack der Welt.





Sieben Jahre später wurde mit dem ehemaligen US-Navyschiff GENERAL HOYT S. VANDENBERG ein noch größeres Schiff vor den Florida Keys als Teil des Wreck Trails extra für Taucher versenkt. Mit einer Länge von 159 m ist das Schiff heute das zweitgrößte absichtlich versenkte Wrack der Welt nach dem Flugzeugträger USS ORISKANY, der zwei Jahre zuvor 41 km südlich von Pensacola im Golf von Mexiko versenkt wurde.


Während die SPIEGEL GROVE bei Key Largo am Fuße der Keys liegt und die Anfahrt somit auch von Miami möglich ist, liegt die VANDENBERG sieben Meilen vor Key West am südlichsten Zipfel der kontinentalen USA. Von hier aus ist man näher an Kuba (Entfernung 90 Meilen) als zum Festland der USA. Der Weg von Florida City bis Key West Key führt die US 1 entlang. Die Fahrt über die etwa 200 Koralleninseln, die sich fast wie auf einer Perlenschnur aneinanderreihen und teils über lange Brücken miteinander verbunden sind, nimmt über drei Stunden in Anspruch. Brücke – Insel – Brücke- Insel – Brücke – Insel … Die bekannteste von ihnen ist sicherlich die Seven Mile Bridge. Die 290 Kilometer lange Strecke wird auch Overseas Highway genannt oder „The Highway that goes to Sea“.


History of Diving Museum und


Da die Tauchausfahrten meist morgens durchgeführt werden, bietet sich eine Anfahrt am Vortag an. Auf dem halben Weg von Miami nach Key West lohnt sich ein Besuch des History of Diving Museum auf Islamorada. Hier wird die Geschichte des Tauchens über viele tausend Jahre ausgestellt.





Nachmittags und abends bleibt dann genügend Zeit, um Key West zu erkunden. Die südlichste Stadt der USA ist nicht besonders groß und man kann eigentlich alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß oder mit dem Fahrrad abklappern. Nicht verpassen sollte man das Mel Fisher Maritime Heritage Museum, das Gold, Silberbarren und viele Silbermünzen der von Mel Fisher gefundenen Schätze zeigt. Beim Rundgang durch die Ausstellung wird man sofort vom Schatzsucherfieber angesteckt. In dem Gebäude sind auch Restaurationswerkstätten untergebracht, in denen die Funde aus den Schatzschiffen aufbereitet werden.




17.000 t Stahl liegen auf dem Meeresgrund und warten auf Taucher aus aller Welt


Die Ausfahrten zur VANDENBERG beginnen in der Regel gegen neun Uhr. Das Schiff liegt knappe 40 Minuten Bootsfahrt vom historischen Hafen von Key West entfernt. Mehrere Boote fahren täglich die insgesamt sechs Abstiegsseile an, welche direkt entlang des Wracks angebracht sind. Der Abstieg und die Navigation sind einfach, die ersten Aufbauten beginnen bereits in einer Tiefe von 13 m. Das Deck liegt auf ca. 26 - 35 Meter.






Der gewaltige Rumpf der VANDENBERG erzählt eine interessante Geschichte. Das Schiff lief im Jahre 1943 vom Stapel und diente im 2. Weltkrieg unter dem Namen „General Harry Taylor“ zunächst als Fähre und Truppentransporter der US Army. 1958 wurde das Schiff außer Dienst gestellt, aber bereits drei Jahre später reaktiviert und der US Air Force übergeben. Die Umklassifizierung und Umbenennung in USAFS General Hoyt S. Vandenberg erfolgte am 11. Juni 1963.


Ab 1964 wurde es der US Navy überstellt und im Rahmen des US-Weltraumprogramms als Bahnverfolgungsschiff bei Raketenstarts der Mercury-, Gemini- und Apollo-Missionen eingesetzt. Die VANDENBERG diente auch im pazifischen Raum bei der Überwachung von US-Raketentests und beobachtete sowjetische Raketenstarts. 1983 wurde sie außer Dienst gestellt und in die James River Naval Reserve Flotte verlegt. 1993 aus der Inventarliste gestrichen, wurde das ehemalige Raketenbeobachtungsschiff zu einem von Hunderten sogenannter „Ghost Ships“, die vor sich hinrosteten. Doch das war nicht das Ende der VANDENBERG.


Vom Raketenbeobachtungsschiff zum Moviestar


Bekanntheit erlangte das Schiff im Jahre 1999 als Schauplatz für den Film „Virus – Schiff ohne Wiederkehr“ mit Jamie Lee Curtis, William Baldwin und Donald Sutherland. In dem Science-Fiction-Action-Horrorthriller stellte die ausgemusterte VANDENBERG das russische Militärforschungsschiff „Akademik Vladislov Volkov“ dar. Das Schiff erhielt einen weißen Farbanstrich und eine kyrillische Beschriftung, die noch heute das Äußere des Schiffes bestimmen.





Von Haien und Barakudas bewohnt, ist das Wrack ein exzellenter Abenteuerspielplatz für Taucher


Zehn Jahre nach den Filmarbeiten wurde das Schiff am 27. Mai 2009 als Teil der Artificial Reefs of the Keys (ARK) etwa sieben Meilen vor Key West, Florida in der Nähe vom südlichsten Punkt der kontinentalen USA durch Sprengladungen absichtlich versenkt. Nach der Sprengung ging die VANDENBERG in nur wenigen Minuten unter. Aufrecht steht der ehemalige Raketenträger und Filmstar heute in einer Tiefe von max. 46 Metern und bietet eine fruchtbare Umgebung für Fische und andere Meerestiere. Große Schulen Barrakudas bewachen das Wrack, Makrelen jagen durch Schwärme Kleinfische. Am mächtigen Bug sollen Bullenhaie und mit etwas Glück auch mal ein Tigerhai zu sehen sein. Auch ab und zu ein Blick ins Blau ist ratsam, sollen hier auch gelegentlich Hammerhaie vorbeischauen. Während unseres Tauchgangs hatten wir leider kein Glück, sahen aber ein paar riesige Goliath-Grouper, die mit einer maximalen Länge von bis zu drei Metern und einem maximalen Gewicht von 400 Kilogramm die größten in Korallenriffen lebenden Knochenfische sind.




Da das Schiff speziell für Taucher versenkt wurde, wurde es dementsprechend vor der letzten Ausfahrt auch vorbereitet. Die dicken Stahlwände wurden mit großen Ein- und Ausstiegsluken versehen, so dass man in alle möglichen Ecken und Winkel des Wracks hinein und wieder heraus zu tauchen kann.


Basistipp:


Ich tauchte mit den Tauchern von Dive Key West Inc. Der Tauchshop befindet sich am North Roosevelt Boulevard und ist der älteste Dive Shop in Key West. Von außen macht der Laden erstmal einen etwas seltsamen Eindruck, ähnelt er doch eher einem Burger Drive-Inn als einer Tauchbasis. Aber alles war super, das Team total lässig und relaxed.






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