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Zur Geschichte des Helene- und Katjasees

Nahezu um jeden See ranken sich Geschichten und Legenden. Auch die „Helene“ und deren kleine Schwester „Katja“ haben ihre Mythen: Etwa, dass der Helenesee in der Gegend der alten Wasserhaltung des Tagebaus 84 Meter tief sei (die „amtliche“ Tiefe wird mit 58 Metern angegeben). Oder das ungefähr 200 Meter vor der Kanaleinmündung noch der Turm einer Förderbrücke im Wasser steht, dessen oberes Ende erst in 12 Meter Wassertiefe beginnt. Auch wird immer wieder von ganzen Eisenbahnzügen berichtet, die sich noch im See befinden sollen. Handelt es sich dabei nur um Taucherlatein oder ist etwas dran an diesen Geschichten?



Blicken wir einmal zurück: Ihre Entstehung verdanken die beiden Seen dem Braunkohle-Tagebau. Bei Brieskow-Finkenheerd bohrte seit 1904 die Berliner Bergbau GmbH nach abbauwürdiger Kohle. Nach dem ersten Weltkrieg erwarb das Märkische Elektrizitätswerk Berlin die Grube Finkenheerd und errichtete das Kraftwerk, das vom Jahre 1923 an alleiniger Abnehmer der geförderten Kohle war. Die ständig steigenden Anforderungen an elektrischer Energie wirkten sich zwangsläufig auch auf die Förderung aus. Bestehende Schachtanlagen wurden erweitert und neue Schachtanlagen entstanden. Im Jahre 1921 wurde die Tiefbauanlage „Karl“, 1922 die Tiefbauanlage „Georg“ und im Jahre 1924 der Tief- und Tagebau „Katja“ in Betrieb genommen.



Die Tiefbauförderung lohnte sich jedoch wegen eindringenden Grundwassers nicht. 1926 wurde der Hedwigschacht geschlossen, in den Jahren 1936 bis 1938 folgten die Tiefbauanlagen „Margarete“, „Karl“ und „Georg“. 1940 wurde mit der Grube „Wilhelm II“ auch der letzte der Tiefbauschächte stillgelegt. Als Ersatz wurde die Schachtanlage „Katja“ ausgebaut. Als weiterer Ersatz für die Tiefbauanlagen wurde im Jahre 1938 mit dem Aufschluss der Anlagen „Kurt“ und „Heinrich“ begonnen. Die Kohle kam nun aus Tagebauen.


Die dauernde Steigerung der Kohlenförderung machte es im Jahre 1943 notwendig, das Tagebaufeld „Helene“ in Angriff zu nehmen. Die Kohle lag hier verhältnismäßig nahe der Erdoberfläche, etwa 20 bis 25 Meter tief. Mit der Westausdehnung sorgten schiefe Ebenen dafür, dass die Kohle auf kurzem Weg zur Verladung kam. Von Jahr zu Jahr dehnte sich der Abbau weiter nach Westen aus. Die tiefste Stelle betrug nach der Auskohlung in der Muldenmitte 86 Meter.


Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges standen die hochliegenden Teile des Flözes „Helene“ in Flammen und die unteren Teile unter Wasser. Im Mai 1945 wurde mit den Sümpfungsarbeiten begonnen. Zuerst wurde der Tagebau „Katja“ wieder im Betrieb genommen. Es folgte dann der Tagebau „Helene Nord“. Erst Ende 1948 wurde mit dem Neuaufschluss des Tagebaus „Helene Mitte“ begonnen. Noch ein knappes Jahrzehnt lieferten die Tagebaue „Katja“ und „Helene“ Kohle für das Finkenheerder Kraftwerk.



Im Jahre 1958 musste der Tagebau „Helene“ wegen massiven Wassereinbrüchen geschlossen werden. Die tiefste Stelle reichte bis in die Grundwasserhorizonte, in denen man eine hydrologische Verbindung der Gewässersysteme Oder und Spree vermutet. Aufgrund dessen füllte sich die Grube nach dem Ende des Kohleabbaus rasch mit klarem Grundwasser, monatlich bis zu 50 cm. Offensichtlich aufgrund der Tatsache, dass die Grube ursprünglich 86 m tief war, wird angenommen, dass der Helenesee noch heute über 80 m tief sei. Dabei bleibt aber unberücksichtigt, dass durch Fließrutschungen der Seeboden stetig ansteigt.


Der Katjasee, der lange Zeit als Spülkippe für den Tagebau Helene diente, war durch einen Damm abgetrennt. Da man mit dem steigendem Wasserstand im Helenesee einen ruckartigen Dammbruch mit erheblichen Folgen für das Umland befürchten musste, wurde der Damm weggespült und so per Kanalverbindung Helenesee und Katjasee auf einen einheitlichen Wasserstand gebracht. Die einstigen Tagebaue avancierten mit ihren weißsandigen, flach abfallenden Ufern zu DDR-Zeiten zum Badeparadies und in der Folgezeit entwickelte sich die „schöne Helene“ zum größten Campingplatz der DDR.


Noch heute findet man unter Wasser die Spuren des Braunkohleabbaus. Senkrechte Wände aus Kohle (erste Sohle um 15 bis 20 Meter, zweite Sohle um 45 Meter, dritte Sohle bis um 58 Meter) und einige Überreste der genutzten Anlagen sind zu sehen. Etwa auf der 13-Meter-Tiefenlinie befinden sich in der Helene ebenso wie in der Katja abgeteufte Schächte mit gemauertem Sockel. Diese Schächte haben lediglich 2 Meter Durchmesser und führen wohl bis auf das Niveau des früheren Grundwasserstandes. Vor dem Betauchen dieser Bauwerke wird jedoch ebenso gewarnt wie vor dem Tauchen an bzw. unterhalb der senkrechten Wände. Sie bestehen nur aus Sand, Kies und Mergel und können jederzeit zusammen stürzen. Unwahrscheinlich – aber nicht ausgeschlossen – sind die Geschichten von den Eisenbahnzügen im Helenesee; vielmehr wird es sich um eine Lorenbahn handeln. Noch vor einiger Zeit stand eine solche Lorenbahn restauriert im Wald am Weg zum Kanal...


(Erstveröffentlichung in „Adlershofer Flossenblätter“ Ausgabe 59/2005)




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