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Relikt der Schlacht um Berlin: Der Lancaster-Bomber in der Krummen Lanke

Aktualisiert: 27. Jan.

Im Südwesten Berlins, im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, liegt die Krumme Lanke. Der See hat eine Maximaltiefe von 6,60 m und eine mittlere Tiefe von 3,88 m. Der 1.100 m lange und 180 m breite See birgt ein interessantes Geheimnis. Hier ruhen die Überreste eines im Zweiten Weltkrieg abgeschossenen britischen Lancaster-Bombers.


Hierbei handelt sich um die Überreste der Lancaster III mit der Kennung EE173 EM-K. Der viermotorige Bomber gehörte zum Verband der in Spilsby (Licolnshire) stationierten 207. Squadron Bomber Command der Royal Air Force (RAF). Die britischen Bomberverbände flogen im Schutze der Nacht meist ohne Begleitschutz. Die Maschine war eine der insgesamt 1.047 Bombern, die RAF während ihrer Bombardierungskampagne "Battle of Berlin" (Schlacht um Berlin) in der Zeit zwischen November 1943 bis März 1944 verlor.


Die Maschine ist am 30. Januar 1944 um 17.18 Uhr zu ihrer letzten Mission in Spilsby gestartet. An Bord des Flugzeugs befanden sich sieben Personen: Kommandant Pilot Officer Richard Burnet, Sergeant G. Read, Sergeant Kenneth W. C. Brown, Sergeant G. M. Gibb, Sergeant L. J. Barnes, Sergeant Raymond Roland Hawkins sowie Sergeant Arthur Pulman. Der Bomber wurde im Südwesten Berlins von einem deutschen Nachtjäger abgefangen und unter Beschuss genommen. Dabei geriet die linke Tragfläche in Brand und die Maschine stürzte in die Krumme Lanke. Augenzeugenberichten zufolge soll der Bomber kurz vor dem Absturz explodiert sein. Zuvor konnte die Besatzung noch die Maschine mit Fallschirmen verlassen. Dabei verunglückte der 19-jährige Bordschütze Arthur Pulman tödlich. Die übrigen Besatzungsmitglieder gerieten in Kriegsgefangenschaft.


Krumme Lanke bei Berlin


Im November 1970 begannen die Vorbereitungen zur Bergung des Flugzeugwracks durch gewerbliche Taucher der Fa. SOGETRAM in Zusammenarbeit mit Tauchern des Deutschen Unterwasserclubs Berlin e.V. (DUC). Am 4. Dezember 1970 begannen die Bergungsarbeiten. An Bord der Maschine wurden Bomben, Treibstofftanks und Öl vermutet. Die Vermutung bestätigte sich nicht, so dass davon ausgegangen werden kann, dass der Bomber seine tödliche Fracht bereits über Berlin abgeworfen hatte. Die gefundenen Motorennummern stimmten mit denen der am 30. Januar 1944 abgeschossenen Lancaster EE173 überein. Die Taucher haben die meisten Teile des Flugzeugs geborgen. Lediglich Kleinteile sollen noch unter der Schlammschicht im See verteilt liegen.


Im Jahre 2016 begann man sich erneut mit dem Schicksal des gefallenen Arthur Pulmann zu beschäftigen, dem Heck-Kanonier an Bord der Lancaster EE173. Im Alter von 18 Jahren hatte er sich im Februar 1943 bei der Royal Air Force beworben. Ein Jahr später starb er. Seine sterblichen Überreste wurden wahrscheinlich auf dem Rheinberger Soldatenfriedhof (Rheinberg War Cemetery) als "unbekannter Flieger des 2. Weltkrieges" bestattet. Aufzeichnungen aus den Jahren 1944 und den 1970iger Jahren lassen den Schluss zu, dass es sich bei dem auf der Kriegsgräberstätte begrabenen Flieger um Sergeant Arthur Pulman handeln könnte. Es wurde ein Aufruf gestartet, um Verwandte von Arthur Pulmann ausfindig zu machen, um eine eindeutige Identifizierung zu ermöglichen.


Anmerkung: Lancaster-Bomber wurden, neben Nachtangriffen auf deutsche Städte, auch auf spezielle Bombenmissionen eingesetzt, wie etwa bei der Versenkung des deutschen Schlachtschiffes Tirpitz. Insgesamt flogen die Lancaster-Bomber im Zweiten Weltkrieg über 156.000 Einsätze und warfen dabei 608.612 t Bomben ab. Die normale Abwehrbewaffnung bestand aus acht 7.7 mm Maschinengewehren, die in Zwillingstürmen in der Nase bzw. auf der Rumpfoberseite sowie in einem hinteren Vierlingsturm installiert waren.


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