Zypern ist die drittgrößte Insel des Mittelmeeres. Sie bietet eine Vielzahl interessanter Tauchgebiete, die ich im Folgenden näher vorstellen möchte.
Cyclops Cave – Tauchen an der Höhle des Zyklopen
Konnos Bay (auch Konnoi Bay), nördlich von Ayia Napa zwischen Cape Greko und Protaras, ist eine schöne zwischen Pinienwäldern gelegene Badebucht. Etwa 1,5 km von hier entfernt befindet sich der Tauchplatz „Cyclops Cave“.
Der Tauchplatz ist benannt nach der gleichnamigen Höhle, die sich oberhalb des Einstiegs an der Steilküste befindet. Die Höhle ist recht geräumig und hat mehrere betretbare Kammern. Sie ist ein beliebtes Ziel von Wanderern, die einem schmalen Wanderweg entlang der Steilküste folgen. Die Anfahrt mit einem Fahrzeug ist etwas beschwerlich, für Taucher aber unumgänglich. Über eine steinige, staubige Piste erreicht man ein Plateau von dem ein kleiner Weg zum Wasser führt. Der Weg ist für einen Kleinwagen recht ungeeignet; ein Allradfahrzeug würde ich empfehlen. Aber ist man am Ziel hat man eine schöne Aussicht auf die imposante Steilkünste.
Die interessanten Felsformationen setzen sich unter Wasser fort. Man schwimmt vorbei an großen Steinformationen und erreicht in 15 - 20 m Tiefe eine große Seegraswiese. Im Freiwasser jagen Bernstein-Stachelmakrelen und Barrakudas durch Schwärme kleinerer Fische und über dem Seegras patroulieren etwa 1 m lange Flötenfische. In Höhlen und unter Felsvorsprüngen verstecken sich rote Kardinalsfische und Soldatenfische. Auch Muränen, Zackenbarsche und Oktopusse sind hier anzutreffen. Bei Sichtweiten von 20 m taucht man entlang an 20 m hohen, senkrechten Felswänden. Es ist ein wirklich schöner Tauchplatz mit der typischen Mittelmeerflora und –fauna.
Sandy Beach (Ayia Napa)
Südlich von Ayia Napa befindet sich der feinsandige Sandy Beach, eine kleine hufeisenförmige Bucht. Die geschützte Bucht eignet sich aufgrund der geringen Tiefe, guten Sicht und dem leichten Einstieg vom Strand besonders für Tauchanfänger. An den Felswänden erwarten den Taucher farbenfrohe Meerpfauen und Schleimfische. Mit etwas Glück sind auch Muränen und Oktopusse zu sehen. Direkt am Sandy Beach befindet sich die Basis der Olympian Divers Ayia Napa, die auch Tauchausflüge zur Cyclops Cave und zum Wrack der „Zenobia“ anbietet.
Das Wrack der „Zenobia“
Der wohl bekannteste Tauchplatz Zyperns ist das Wrack der „Zenobia“. Es ist mit 172 m Länge und 23 m Breite eines der größten betauchbaren Wracks des Mittelmeeres. Die in Schweden gebaute Fähre unternahm am 4. Mai 1980 ihre Jungfernfahrt nach Syrien, um dann auf der Griechenland-Syrien-Expresslinie den Fährverkehr aufzunehmen. Am 2. Juni 1980 neigte sich das Schiff über 40 Grad zur Seite. Als Grund wird ein Fehler im Computer des Ballastsystems vermutet. Eine andere Theorie besagt, dass das Schiff kein bzw. zu wenig Ballastwasser geladen hatte. Als das Schiff vor Lanarca mit einem scharfen Manöver von der Küste weggesteuert wurde, sei es aufgrund des zu hohen Schwerpunkts gekentert. Das Schiff wurde evakuiert und man versuchte 5 Tage lang die Fähre vor dem Untergang zu retten. Jedoch verrutschte die aus über 100 Lkw´s bestehende Ladung, so dass das Schiff nicht mehr zu retten war. Die „Zenobia“ versank am frühen Morgen des 7. Juni 1980 gegen nur 1.400 m vor der Hafeneinfahrt von Lanarca.
Heute ist das Wrack der „Zenobia“ das beliebteste Tauchziel Zyperns. Die Anfahrt vom Hafen dauert nur wenige Minuten. Die „Zenobia“ liegt auf ihrer Backbordseite auf einer Sandbank in 43 m Tiefe. Über dem Wrack jagten Barrakudas und Stachelmakrelen durch große Fischschwärme. Die riesige, fast waagerechte Steuerbordseite bildet ein stählendes Plateau in 18 m Tiefe und ist auch für Tauchanfänger zu erreichen.
Sichtungen: Braune Zackenbarsche, Bernstein-Stachelmakrelen, Mittelmeer-Barrakudas, Meerjunker, Meerpfauen, Feuerwürmer, Mönchsfische, Brassen, Seegurken
Interessante Ziele für tauchfreie Tage:
Nicosia – Die geteilte Stadt
Nicosia ist die Hauptstadt Zyperns. Sie ist nicht nur durch die venezianische Mauer geteilt, welche die Altstadt umgibt, sondern auch von der sog. „Grünen Linie“. Ich betrat die Altstadt von Nikosia über das Paphos-Gate. Hier wehten auf der einen Seite die Fahnen der Türkei und Nordzyperns und auf der anderen Seite die Fahnen der Republik Zypern und der EU. Schießscharten, Sandsäcke, Stacheldraht und Funkmasten auf jeder Seite verliehen der Szenerie eine bedrückende Atmosphäre.
Die Teilung der Insel begann bereits 1963/1964 als es zu einem bewaffneten Konflikt zwischen türkischen und griechischen Zyprioten kam, der erst durch eine Intervention von UN-Truppen beendet wurde. Am 20. Juli 1974 besetzten dann nach einem Putsch zypriotisch-griechischer Offiziere türkische Truppen den Nordteil der Insel. Am 15. November 1983 wurde die „Türkische Republik Nordzypern“ proklamiert, die sich als souveräner Staat betrachtet, jedoch mit Ausnahme der Türkei von keinem Mitgliedstaat der Vereinten Nationen anerkannt wird. Trotz mehrerer Resolutionen der Vereinten Nationen, die die Türkei verurteilten und deren Rückzug aus Zypern verlangen, weigert sich die Türkei, diese zu befolgen, und hält die Insel weiterhin geteilt. UN-Soldaten sind an der Grenze als Beobachter stationiert. Ich sah mehrere Fahrzeuge der UN-Beobachtermission am Paphos-Gate patroullieren.
Um die Grenze zu passieren, musste ich einen Visa-Antrag ausfüllen. Die Einreiseformalitäten wurden problemlos abgewickelt. Es gab jedoch keinen Einreise-Stempel in meinen Pass, sondern nur auf das Visa-Formular. Nördlich der Grenze erwartete mich dann ein türkisch geprägtes Stadtbild mit Moscheen und basarähnlichen Verkaufsständen. Etwas abseits vom Grenzkontrollpunkt erreichte ich völlig verlassene Straßenzüge, die an eine Geisterstadt erinnern. Es handelt sich offensichtlich um die Häuser vertriebener griechischer Zyprioten. Rund 200.000 Einwohner des nördlichen Teils der Insel wurden gewaltsam vertrieben. Am 24. April 2004 stimmten in einer Volksabstimmung in Nordzypern 61 Prozent für die Wiedervereinigung der Insel zu einem Bundesstaat aus zwei Zonen. Der griechische Südteil lehnte dies jedoch ab. Seitdem sind keine weiteren Schritte zur Vereinigung beider Teile Zyperns mehr erfolgt.
Zypern hat zwei Salzseen, den von Lanarca und den von Limasol. Während des Sommers trocknen sie aus. Im August bis Oktober wird das Salz mit Hilfe von Eseln eingesammelt. Im Winter füllen sich die Seen mit Regen- und Meerwasser. Von Dezember bis April überwintern hier viele Zugvögel, insbesondere Flamingos, die der Umgebung ein besonders reizvolles Farbenbild geben.
Am westlichen Ufer des Salzsees von Lanarca liegt in einem kleinen Wald aus Palmen, Zypressen und Eukalyptus eine der wichtigsten Moscheen der moslemischen Welt, die Hala Sultan Tekke.
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