Whale Watching in der Monterey Bay
- Steven Blum
- 20. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen
Eines meiner großen Vorhaben auf der Kalifornien-Rundreise war es, an einer Whale Watching Tour teilzunehmen. Ich liebe es, die großen Säugetiere des Meeres aus nächster Nähe und in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Die Entscheidung für das Whale Watching fiel auf Monterey. Die kleine Stadt liegt etwa 180 km südlich von San Francisco und zählt zu den besten Orten für Walbeobachtungen weltweit. Die Chance, einen der großen Meeresbewohner zu sehen, liegt bei fast 100%.
Zeitig geht es zur historischen Fisherman’s Wharf von Monterey. Beim Rausfahren aus dem Hafen sehen wir hunderte kalifornische Seelöwen, die fast übereinandergestapelt auf den Felsen an der Coast Guard Pier in der Sonne liegen und das Leben genießen.
Auch Seeottern bietet der Hafen Schutz. Während der Ausfahrt sehen wir mehrere dieser verspielten Gesellen. Die pelzigen Verwandten des Fischotters waren einst wegen ihres Fells schon beinahe ausgestorben. Heute dürfen die possierlichen Tiere ihre Mäntel hingegen wieder selber tragen, die sie hervorragend vor dem kalten Pazifikwasser schützen. Ihre Körper sind so austariert, dass sie ohne Muskeleinsatz an der Wasseroberfläche treiben – oftmals mit ihren Jungen auf dem Bauch. So liegen sie auf dem Rücken zum Dösen, um sich zu putzen oder als Liegefläche für die beiden Jungtiere der Gruppe zu dienen. Wenn die Seeotter auf Nahrungssuche sind, legen sie sich ebenfalls auf den Rücken und nutzen die Vorderpfoten, um die Beute zu halten und zu zerbeißen. Harte Schalen knacken sie, indem sie die Muscheln oder Krebse auf einem Stein aufschlagen, den sie auf den Bauch legen.
Die See ist ruhig, fast spiegelglatt. Wir fahren mit der SEAWULF II, einem 21 Meter langen Passagierschiff, das von Monterey Bay Whale Watch für Walbeobachtungstouren in der Monterey Bay eingesetzt wird. Das Schiff bietet Platz für bis zu 69 Passagiere und verfügt über Innen- und Außensitzbereiche. Es ist mit umweltfreundlichen Turbodieselmotoren, Navigationsgeräten, Radar, Marinefunk, Echolot und zwei Toiletten ausgestattet.

In der Monterey Bay können ganzjährig Wale und Delfine beobachtet werden. Die Bucht selbst ist durchschnittlich nur etwa 30 Meter tief, geht jedoch in den Monterey Canyon über – eine beeindruckende Unterwasserschlucht, die schon wenige Kilometer vom Ufer entfernt Tiefen von über 1.000 Metern erreicht. An ihrem tiefsten Punkt liegt sie rund 3.600 Meter unter dem Meeresspiegel. Dieser Canyon ist mitverantwortlich dafür, dass besonders nährstoffreiches Tiefenwasser in die Bucht aufsteigt. Es bildet die Grundlage für eines der artenreichsten Ökosysteme der Welt: die dichten Tangwälder der Monterey Bay. Auch große Meeressäuger profitieren davon. Auf ihren Wanderungen legen sie hier regelmäßig Zwischenstopps ein, um sich in dem fischreichen Gebiet ausgiebig zu stärken.
Welche Walarten beobachtet werden können, hängt von der Jahreszeit und dem Migrationsverhalten ab. Buckelwale gehören zu den regelmäßigsten Besuchern. Sie können von April bis November entlang der Küste beobachtet werden. Dann beginnt die Hauptsaison für Grauwale, die von Dezember bis April dauert. Sichtungen von Orcas (Schwertwalen) sind ganzjährig möglich, aber am häufigsten im April, Mai und Oktober. Blauwale, die größten Säugetiere der Erde, tauchen in der Bucht vor allem im Sommer, wenn das Nahrungsangebot durch aufsteigendes Tiefenwasser am höchsten ist.
Wir haben unsere Whale Watching Tour im November gemacht und das Glück gehabt, zahlreiche Buckelwale zu sehen
Gespannt stehen wir an der Reling und beobachten aufmerksam das Wasser. Und schon nach kurzer Zeit ertönt endlich der erhoffte Ruf: „Humpbacks on the right!!“ Und tatsächlich, die erste Rückenflosse taucht auf.

Buckelwale sind sehr verbreitet und deshalb auch eine recht bekannte Walart. Sie erreichen durchschnittlich 13 Meter Länge und werden 25 bis 30 Tonnen schwer. Ihr Namen kommt übrigens von dem typischen Buckel, den die Wale beim Abtauchen machen. Andere Wale machen das zumindest in dieser Form nicht.

Während wir gebannt beobachten, wie die Wale immer wieder zum fressen abtauchen, ihren Buckel wölben und die Schwanzflossen, die Fluke, zeigen, wurde uns eine spannende Sache bewusst: Wale stinken ganz schön! Ihr Atem, den sie bei jeden Auftauchen geräuschvoll ausstoßen, was man übrigens „Blow“ nennt.
Plötzlich sind wir umringt von unzähligen Delfinen. Nicht nur einer, sondern gleich eine große Schule pflügt durch die Wasseroberfläche. 400 Tiere schätzt der Kapitän. Es sind vor allem Rundkopfdelfine (Grampus griseus), auch bekannt als Risso-Delfine. Die Delphine können fast vier Meter lang und maximal 650 Kilogramm schwer werden. Das augenfälligste Merkmal dieser Art ist das außergewöhnliche Kopfprofil: Sie besitzen eine voluminöse, nahezu vertikal abfallende Stirn mit markanter Melone. Zudem hat der Wal eine breite, dafür sehr kurze Schnauze. Man glaubt, dass Rundkopfdelfine innerhalb der Delfine der Verwandtschaft der Grindwale (Globicephala) zuzuordnen sind.
Auch einige Glattdelfine (Lissodelphis borealis) sind dabei. Glattdelfine unterscheiden sich von allen anderen Delfinarten durch das völlige Fehlen der Finne. Unbeeindruckt von unserem Schiff, schwimmen sie ganz nahe heran. Auch einmal direkt unter dem Boot hindurch. Sehr klasse.
Von Anfang bis Ende dauert die Tour ungefähr vier Stunden. Als wir den Hafen erreichen, verkündigt der Kapitän die Botschaft von der erfolgreichen Tour. Es wurden 49 Buckelwale, etwa 400 Rizzo-Delfine, 30 Pazifische Weißseitendelfine und 20-30 Nördliche Glattdelphine gesichtet.
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