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Tauchertagebuch Norwegen

9. Juni


Ankunft in Norwegen gegen 21.15 Uhr. Wir fahren von Stavanger weiter Liarvag, etwa zweieinhalb Stunden nördlich von Stavanger. Die Sonne steht noch weit über dem Horizont. Übermorgen ist Mittsommer. Schon nach den ersten Kilometern Fahrt sehen wir eine Elchkuh. Nach Mitternacht erreichen wir unser Haus direkt am Ufer des Nedstrandfjords. Wir tranken noch ein Willkommensbier und fielen dann in einen tiefen Schlaf.





20. Juni 2010


Unser Haus befindet sich im westlichen Teil des Nedstrandfjords. Laut Seekarte fällt das Ufer steil bis auf über 100 m ab. In der Mitte des Fjords werden sogar Wassertiefen um 500 m erreicht. Der Fjord ist ein beliebtes Angelrevier zum Fang von Dorsch, Seelachs, Pollack und Schellfisch. Ein häufiger Beifang sind Dornhaie.


Nicht einmal 50 m vom Haus entfernt habe ich eine gute Einstiegsstelle zum Tauchen ausgemacht. Nach dem Frühstück unternahm ich den ersten Erkundungstauchgang.





Ich wollte nur ganz kurz die Ausrüstung prüfen und zunächst nicht allzu tief. Das Wasser war klar. Mindestens 10 bis 15 m Sicht. Zwischen Blasentang, Algen und Kelp sah ich die ersten Seesterne und einige neugierige Lippfische. Unter einem Stein versteckte sich ein dicker Taschenkrebs. Am Felsen entdeckte ich eine tellergroße tiefrote Seedahlie.





Es ging schnell tiefer. Ich hatte schon die 10 m-Marke erreicht. Eigentlich wollte ich umdrehen, aber die Fische wurden immer zahlreicher. Lippfische, Dorsche und ein etwa 1 m langer Pollack konnte ich erkennen. Mittlerweile war ich auf über 17 m Tiefe. Überall gab es war zu entdecken. Ich zwang mich zum umkehren, denn es sollte ja nur ein kurzer Erkundungstauchgang werden. Beim Aufstieg sah ich noch eine kleinen weißen Plattwurm. Was will man auf einem viertelstündigen Kurztauchgang mehr erwarten?



Ein paar Angler kehrten zurück und berichteten, dass sie hier mehrere Haie gefangen haben. Der Tauchurlaub konnte beginnen!


Am Nachmittag machte ich mich fertig zum zweiten Tauchgang. Im Kelp beobachtete ich Kuckucks-Lippfische, deren Äußeres mit den grellen Blau- und Orangetönen, schon fast neonfarben, unverwechselbar ist. Diese bunten Burschen sind übrigens immer die Männchen. Die Weibchen und Jungtiere erkennt man an ihrer roten Farbe und den drei dunklen und drei weißen Flecken auf dem Rücken/Schwanzstiel. Man könnte annehmen, daß es sich um unterschiedliche Arten handelt. Aber der blaue Fischmann war mal ein rotes Weibchen. Denn Kuckuckslippfische sind Hermaphroditen, also "Mischwesen". Aus den Weibchen werden nach rund sieben Jahren Männchen!





Nach nur wenigen Flossenschlägen erreichte ich die 20 m-Tiefenlinie. Hier im Fjord ging es schnell abwärts. Ich wollte für das Abendessen ein paar Jacobsmuscheln sammeln. Leider fand ich nur leere Schalen. In meinem Sammelnetz landeten lediglich Angelüberreste (Tintenfisch-Wobbler und Blinker). Auf dem Grund überraschte ich eine ca. 60 cm Flunder.



Immer wieder traf ich auf schöne Anemonen.





Im Freiwasser schwammen große Dorsche und Schellfische (?) und ich musste den filigranen Tentakeln einer Feuerqualle ausweichen. Da ich meine Luftvorräte nicht bereits am ersten Tag aufbrauchen wollte, kehrte ich um.






Wieder an der Oberfläche erzählte ich von dem großen Plattfisch. „Warum hast du ihn nicht zum Abendbrot mitgebracht?“ wurde ich gefragt. Ja, warum eigentlich nicht? Also Regler in den Mund und wieder runter. Leider fand ich die Flunder nicht mehr. Allzu lange konnte ich mich auch nicht mehr jenseits der 20 m aufhalten und so stieg ich mit einem leeren Beutel wieder nach oben. Auf meinen Weg an die Oberfläche traf ich noch einen großen Taschenkrebs. Ich erinnerte mich an meinen Aufenthalt in Helgoland, wo wir Taschenkrebse gefangen und die als „Knieper“ bekannten Scheren gegessen hatten. Also ab in den Beutel. An der Oberfläche lieferte ich mir noch einen kurzen Kampf mit dem Tier bis es in einem Eimer auf seine Zubereitung wartete. Letztlich hatte ich doch Mitleid und lies den Taschenkrebs wieder frei.


Fazit des ersten Tages: Beste Tauchgründe direkt vor der Tür.


21. Juni


Heute Abend ist Mittsommer – der längste Tag des Jahres. Die Sonnenwende wird überall in Skandinavien gefeiert. Bei strahlendem Sonnenschein und spiegelglatter See zeigte sich der Nedstrandfjord von seiner schönsten Seite.


Ich ging erst am Nachmittag ins Wasser. Heute wollte ich Fotos der hier allgegenwärtigen blauen Lippfische machen. Ich schwamm entlang der 10-m Tiefenlinie (max. 13 m) als ich plötzlich auf einem Sandbett die Umrisses eines großen Fisches erkannte. In tropischen Gewässern hätte ich einen Engelshai oder einen Wobbegong (Teppichhai) vermutet, doch hier konnte es nur einen geben – einen Seeteufel. Das Tier war ca. 70 cm lang und zeigte keine Scheu. Deutlich zu erkennen war das markante Maul und die 10 bis 20 cm lange „Angel“, mit der der Fisch potentielle Beute anlockt. Aufgrund dieser Eigenart wird der Seeteufel auch Anglerfisch genannt. Ich konnte schöne Portraitaufnahmen machen. Ein sehr schöner Tauchgang.




22. – 24. Juni In den nächsten Tagen stand Angeln auf dem Programm. Mit dem Boot fuhren wir hinaus auf den Fjord. Wir angelten Makrele und Seelachs, die wir uns abends schmecken ließen. Ich legte eine Köderleine auf dem Grund des Fjords auf und hoffte einen Dornhai zu fangen. Die Am 23.11. verschwand die Sonne und es begann zu regnen. Mit dem einsetzenden Regen bissen auch die Fische nicht mehr. 25. Juni Das diesige, regnerische Wetter hielt weiter an. Dennoch wollte ich am Vormittag wieder im Fjord tauchen zu gehen. Bereits beim Abtauchen fand ich eine handgroße Auster. Ich tauchte in etwa 20 m Tiefe und stieg an einer Steilwand langsam hinauf. Sie war mit Seesternen, Sonnensternen und Seescheiden bewachsen.


Auf den dicken Kelpblättern saßen weiße Nacktschnecken und immer wieder beäugten mich neugierige Lippfische. Unter einem Felsvorsprung schaute ein Taschenkrebs hervor.


Ich unternahm noch einen kurzen zweiten Tauchgang. Unter der Bootsanlegestelle sammelte ich die Angelgerätschaften ein, die wir in den vergangenen Tagen unfreiwillig im Meer verloren hatten. Hier sah ich große Seelachsschwärme. Langsam tauchte ich im 3 bis 4 m Bereich aus.


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