Der Scharmützelsee ist der zweitgrößte See Brandenburgs. Der langgestreckte Rinnensee zieht sich über eine Länge von mehr als zehn Kilometer von Bad Saarow im Norden bis nach Wendisch-Riez im Süden. Aufgrund seiner Größe wird er auch Märkisches Meer genannt, eine Bezeichnung, die auf den bekannten Dichter Theodor Fontane zurückgeht.
Blick auf den „Kleinen Werl“ im Scharmützelsee, auf dem sich einst eine slawische Inselsiedlung befand
Der See steckt voller Geschichten. Er ist geheimnisvoll und mit einem Hauch von Melancholie umgeben. Viele Villen erinnern an seine prominente Besucher: Max Schmeling heiratete hier die tschechische Schauspielerin Anny Ondra (Hitchkock´s erste „blonde Mörderin“), Maxim Gorki kurierte sein Lungenleiden und Winston Churchill spielte Golf. Auch unter Wasser gibt es Spuren der Geschichte zu entdecken. Als Taucher wurde ich hellhörig, als ich die Geschichte vom Wrack der „Titanic“ hörte, die immer noch auf dem Grund des Sees liegen soll.
Scharmützelsee aus der Luft
Tatsächlich kollidierte ein mehrere Meter langes Modell der „Titanic“ im Jahre 1942 auf dem Scharmützelsee im Nebel mit einem „Eisberg“. Die UFA drehte hier die Szenen für den berühmten Filmklassiker „Titanic“. Wegen Fliegeralarms waren Nachtaufnahmen in den näheren Gewässern Berlins wie dem Müggelsee unmöglich, weshalb auf den rund achtzig Kilometer von Berlin entfernten Scharmützelsee zurückgegriffen wurde.
Es wurde ein mehrere Meter langes Modell des berühmten Schiffes gebaut und der örtliche Tischler schuf einen „Eisberg“ aus Holz. Um das fahrende Modell filmen zu können, wurden unter Wasser auf 10,5 m Tiefe Schienen verlegt, auf denen dann das auf einem Schlitten befestigte Titanic-Modell fahren konnte. Der Schlitten wurde vom Ufer aus gezogen. Um das mehrere Meter lange Schiff in Wasser und aus dem Wasser zu befördern, wurde eine Art Wippe aus Holz gebaut, die im heruntergeklappten Zustand mit dem Schienensystem verbunden war. Für die Szenen des Untergangs wurde unter Wasser eine Konstruktion errichtet, mit der das Modell mittels Flaschenzügen am vorderen Ende abgesenkt werden konnte. So entstand die berühmte Szene der untergehenden Titanic. Die Filmaufnahmen sollen am Ufer des Silberbergs am Westufer des Sees entstanden sein. Unter enormen Aufwand wurde dem Untergang der Titanic ein filmisches Denkmal gesetzt. Eine der auf dem Scharmützelsee gedrehten Szenen wurden später auch in dem Film „A night to remember“ (Die letzte Nacht der Titanic) von Roy Ward Baker aus dem Jahre 1958 verwendet.
Wer das Geld für eine Tauchfahrt zum Originalwrack im Nordatlantik sparen will oder die klaustrophobische Enge einer Tauchfahrt auf 3.800 m Tiefe scheut, der kann sich am maximal 29 m tiefen Scharmützelsee auf die Suche nach dem Miniatur-Ozeanriesen begeben. Das Wrack soll noch heute auf dem Seegrund ruhen.
Weiterführende Literatur:
Malte Fiebig, Titanic (1943) – Die Nazis und das berühmteste Schiff der Welt, S. 66 ff.
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