Der Nicaraguasee – auch „Cocibolca“ genannt - ist der größte Binnensee Mittelamerikas. Er ist 148 km lang, 55 km breit und hat eine Fläche von 8.157 km². Der See ist bis 45 m tief; die mittlere Tiefe liegt bei 13 m. Der See gilt als der einzige Binnensee der Welt, in dem Haie leben. Es handelt sich um Bullenhaie (Carcharhinus leucas). Früher wurden die im Nicaraguasee vorkommenden Bullenhaie teilweise als eigene Art - Carcharhinus nicaraguensis – angesehen, doch wurde dies in der Wissenschaft nicht anerkannt. Vielmehr stellte sich heraus, dass die Haie aus der Karibik stammen und über den Rio San Juan in den Nicaraguasee gelangen.
Eine Legende besagt, dass den Indios, die an dem Nicaraguasee leben, die Haie heilig waren und ihre Toten bestatteten, indem sie diese in den See senkten und den Haien überließen. Zuvor sollen sie ihre Verstorbenen üppig mit Edelsteinen geschmückt haben. Ein holländischer Abenteurer, der von diesem Eingeborenenkult erfahren hatte, soll sich angeblich am Seeufer eine Hütte gebaut haben und nach jeder Bestattungszeremonie auf Hai-Jagd gegangen sein. Dadurch soll er ein beachtliches Vermögen angehäuft haben. Als die Indios seine Machenschaften entdeckten, töteten sie ihn.
Die Legende besagt weiter, dass sich die Haie im Nicaraguasee angeblich an das Menschenfleisch gewöhnten und so zu gefährlichen Menschenfressern geworden sein sollen. Sie unterschieden nicht mehr zwischen bestatteten und noch lebenden Menschen. Tatsächlich gehören Bullenhaie zu den gefährlichsten Haiarten. Sie ist für die meisten Angriffe auf Menschen verantwortlich. Ursache ist aber wohl weniger der Geschmack von Menschenfleisch, sondern eher die Vorliebe für flache Gewässer wie Lagunen und Buchten und die Besonderheit, dass diese Art auch im Süßwasser von Flüssen (z.B. Sambesi, Ganges, Mississippi) vorkommt. Damit ist die Wahrscheinlichkeit eines unliebsamen Zusammenstoßes mit badenden Menschen weitaus höher, als bei den im offenen Meer lebenden Weißen Haien und Tigerhaien.
Fotos: Gunar Bodendiek
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