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AutorenbildRoger Blum

Der Untergang der WASA

Stockholm (Stock: Baumstamm; holm: kleine Insel) ist die Hauptstadt Schwedens und größte Stadt in Skandinavien. Mit dem königlichen Flagschiff WASA (auch: Vasa), das nach über 300 Jahren auf dem Meeresgrund seine letzte Ruhestätte im Vasamuseet gefunden hat, verfügt Stockholm über eine besondere Sehenswürdigkeit. Es war das erste schwedische Schiff mit zwei Kanonendecks. Diese Innovation wurde durch den König gefordert, da Geheimdienstberichte von einem dänischen Kriegsschiff mit zwei Decks berichteten. Die WASA sollte mit einer überaus starken Artilleriebestückung das Kernstück der schwedischen Blockadeflotte im 30-jährigen Krieg werden.


Doch die WASA erreichte niemals das offene Meer. Am Tag der Jungfernfahrt, dem 10. August 1628, lag die WASA segelklar, um nach Älvsnabben in die Schären von Stockholm auszulaufen, wo sie laut schriftlicher Order des Königs Gustav II. Adolf zusammen mit der übrigen Flotte bereitliegen sollte, „so dass sie zur Zeit und Stunde, die uns beliebt, zu Segel gehen zu können nach dem Orte, den wir da bestimmen und verlautbaren können.“


WASA Museum in Stockholm


Die Leute kamen in Scharen und eine Menschenmenge sammelte sich an den Uferstraßen. Das größte Schiff Schwedens mit seinen vergoldeten Skulpturen, die in der Sonne funkelten, mit den hohen Aufbauten auf dem Achterdeck, dessen historische Malereien den Ruhm der Familie Wasa verkündeten, mit den zahlreichen Kanonen, die sich in den mit einem brüllenden Löwen verzierten Luken zeigten und mit roter Farbe angemalt waren, wiegte sich friedlich in den Wellen. Schließlich gab Kapitän Söfring Hansson das Kommando zum auslaufen und die WASA legte unter dem Jubel der am Ufer versammelten Menschenmenge von der Königspier ab.



Der Stocholmer Hafen war ein Labyrinth von Krümmungen, Kanälen und Inseln. Zunächst wurde die WASA an den spitzgiebligen Häusern von Skeppsbron entlang gezogen, dann gelangte sie in einen anderen Teil des Hafens, Stroemmen genannt, wo sie von einer leichten Süd-Südwest-Brise begrüßt wurde. Schließlich näherte sie sich dem Felsen von Soedermalm, wo sie von den schleppenden Booten freigemacht wurde. Man setzte Vormars- und Großmarssegel sowie Fock und Besan, was weniger als die Hälfte der Gesamtsegelfläche von 1.200 m² ausmachte. Die leichte Brise genügte nicht, um die Segel zu blähen. Trotzdem nahm die WASA langsam Fahrt auf zur offenen See hin.


Als die WASA Kastellholmen passierte, frischte der Wind auf. Gerade als Salut geschossen wurde, ließ eine plötzliche Bö das Schiff wanken. Kaum hatte sich die WASA wieder aufgerichtet, als die Bö sie erneut traf, so dass sie nochmals kräftig nach Backbord überholte. Eine erneute Bö drückte die WASA so tief, dass Wasser durch die geöffneten Geschützluken eindringen konnte. Die Schlagseite nahm zu, und der Stolz der schwedischen Flotte versank nach einer Fahrt von knapp 1500 Metern, querab von Beckholmen, mit stehenden Segeln und Flaggen.


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664 –1665 gelang es Tauchern in Taucherglocken alle bronzenen Kanonenrohre bis auf drei aus dem Wrack zu bergen. Wenige Jahre später wurden die immer noch aus der Wasseroberfläche ragenden Masten gekappt, um die Hafeneinfahrt frei zu bekommen. Dann versank das Schiff zunächst in Vergessenheit...bis 1956. In fand der Meeresarchäologe Anders Franzén die WASA in der Stockholmer Bucht. Das Schiff war erstaunlich gut erhalten, was insbesondere daran lag, dass sich der Schiffsbohrwurm, der sonst alle Holzgegenstände in kürzester Zeit zerstört, in dem Brackwasser im Stockholmer Hafen an der Ostsee nicht halten kann. Am 24. April 1961 gelang dann die Hebung. Das Schiff wurde von Wasser und Schlamm befreit und zu der Insel Beckholmen in ein Trockendock geschleppt. Heute kann das Schiff in einer 34-Meter-Halle rundum besichtigt werden. Sieben Ebenen ermöglichen einen Blick auf das Schiff.

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