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Die Baron Gautsch – Tauchen an der „Titanic der Adria“

Das Wrack der „Baron Gautsch“ ist eines der beliebtesten Tauchziele für Wracktaucher in der nördlichen Adria. Ebenso wie der Untergang der „Titanic“ ist auch der des österreichisch-ungarischen Passagierschiffs eine Geschichte menschlicher Unzulänglichkeiten und eine Abfolge tragischer Zufälle. Daher wird das Schiff auch die „Titanic der Adria“ genannt.





Das 84,5 Meter lange Schiff wurde in der schottischen Stadt Dundee gebaut und lief dort am 3. Mai 1908 vom Stapel. Die Jungfernfahrt begann am 16. Juni 1908. Von 1908 bis 1914 diente die „Baron Gautsch“ als Eildampfer für Routen südlich der österreichischen Riviera an der Küste von Istrien und Dalmatien. Heimathafen und Ausgangspunkt jeder Überfahrt war Triest, damals der bedeutendste Seehafen der k.u.k. Monarchie. Auf seinen Fahrten transportierte wurden auf dem Schiff Pendler, Geschäftsreisende sowie Urlauber und Sommergäste, die die beliebten Seebäder der Adria besuchten, transportiert.


Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden die Handelsschiffe Österreich-Ungarns zum Kriegsdienst eingezogen und der k. u. k. Kriegsmarine unterstellt. Sie erhielten einen Tarnanstrich und dienten nun als Hilfskreuzer, Truppentransporter oder Versorgungsschiffe. So auch die „Baron Gautsch“. Am 27. Juli 1914 wurde das Schiff von der k. u. k. Kriegsmarine übernommen und diente als Truppentransporter zwischen Triest und Kotor.


Die letzte Fahrt der "Baron Gautsch" erfolgte am 13. August 1914. Das Schiff war gegen Mittag jenes verhängnisvollen 13. August 1914 von Lussin Grande (heute Veli Losinj) aus nach Triest unterwegs. An Bord befanden sich 66 Besatzungsmitglieder und 240 Passagiere. Der 2. Offizier Tenze hatte vom k. u. k. Seebezirkskommando in Triest genaue Anweisungen zum Kurs erhalten, denn die Kriegsmarine hat Minenfelder in der Adria gelegt. Tenze leitete die Informationen an Kapitän Paul Winter weiter, worauf der 1. Offizier, Luppis, den Kurs für die Überfahrt festgelegt. Die Informationen ergingen mündlich, denn schriftliche Aufzeichnungen über die Minenfelder waren aus Geheimhaltungsgründen nicht erlaubt.


Gegen 11 Uhr hatte das Schiff in Lussin abgelegt. Von Lussin bis auf die Höhe von Pola (Pula) hätte der 1. Offizier Luppis die Wache zu führen gehabt, diese jedoch ohne Zustimmung und Erlaubnis des Kapitäns dem 2. Offizier Tenze übergeben, um mit den Passagieren der I. Klasse zu Mittag speisen zu können. Tenze hätte ohnehin um 14:00 Uhr den Dienst zu übernehmen gehabt. Daher verliess Luppis gegen 13:45 Uhr die Brücke. Der Kurs des "Baron Gautsch" führte weiterhin nach Norden, viel näher an der Küste, als es die Anweisungen der Militärbehörden verlangten. 7 Seemeilen nördlich der Insel Brijuni lief der Dampfer um ca. 14:50 Uhr mit voller Fahrt in ein eigenes, gerade erst von der k.u.k Marine gelegtes Minenfeld, dass den Hafen von Pula schützen sollte. Der Minenleger "Basilisk" gab noch Warnsignale, die jedoch nicht beachtet wurden.


Der Schiffsführer soll noch versucht haben, den Dampfer aus der Gefahrenzone heraus zu steuern. Doch eine Minenexplosion zerriss die Bordwand an Steuerbord unter der Wasserlinie. Das Schiff nahm rasend schnell Wasser, bekam so starke Schlagseite, dass die Steuerbord-Rettungsboote nicht mehr ausgebracht werden konnten. Es sank innerhalb von nur sechs Minuten. 147 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, starben. Der Rest der Passagiere konnte von zu Hilfe eilenden österreichisch-ungarischen Zerstörern "Csepel", "Triglav" und "Balaton" gerettet werden. Auch Kapitän Winter, der zum Zeitpunkt des Unglücks in seiner Kabine schlief und der I. Offizier Luppis wurden gerettet und in Pula unter Hausarrest gestellt. Die Leiche des II. Offiziers Tenze wurde 2 Tage später bei Pula angeschwemmt - mit einer Kugel im Kopf. Tenze hatte also aus den Folgen seiner Schiffsführung die Konsequenzen gezogen.


Heute liegt das Wrack der „Baron Gautsch“ auf ebenem Kiel auf sandigem und steinigem Grund in 28 bis 41 Metern Tiefe. Der Zustand des Wracks ist nicht mehr besonders gut. Es ist an vielen Stellen eingebrochen und Schornsteine und Masten sind umgeknickt.

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