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„Cedar Pride“: Das Stahlriff am Rande der Wüste

Per Rückwärtsrolle lasse ich mich vom Boot fallen und tauche an der Bojenleine hinab. Schon nach wenigen Metern zeichnet sich schemenhaft eine dunkle Silhouette aus dem tiefen Blau des Meeres hervor, die sich zunehmend zu einem gigantischen Wrack formt: Die „Cedar Pride“, eines der fotogensten Wracks im Roten Meer und die bekannteste Tauchattraktion Jordaniens. Wie ein fetter, gestrandeter Wal liegt das 75 Meter lange Schiff auf seiner Backbordseite auf dem sandigen Grund. Deutlich zu sehen sind die Konturen des Bugs, die Aufbauten, Masten, Winschen, die Reeling und die große Schraube. Das Wasser ist so klar, dass ich fast das gesamte Schiff überblicken kann.


Die „Cedar Pride“ ist das bekannteste Wrack Aqabas


Die „Cedar Pride“ ist ein ehemaliger libanesischer Frachter. 1964 in Spanien gebaut, fuhr das Schiff zunächst als MV Monte Dos, dann als MV Puerto De Pasajes und bis 1978 als MV San Bruno unter spanischer Flagge. Dann wurde es von einer libanesischen Reederei gekauft und erhielt ihren letzten Namen - Cedar Pride. Der Schiffsname war eine Anspielung auf die Zeder, das Wappen der libanesischen Fahne. Am 2. August 1982 kam es im Hafen von Aqaba zu einem Brand, der zwei Matrosenleben kostete und das Schiff schwer beschädigte. Seitdem rostete es vor sich hin. Da das Schiff aufgegeben wurde, beschloss der ehemalige Kronprinz und heutige König Abdullah II., der ein begeisterter Taucher ist, das Schiff im Rahmen eines Korallenansiedlungsprojekts als künstliches Riff und Tauchattraktion vor der Küste zu versenken. Die Versenkung der „Cedar Pride“ erfolgte schließlich am 16. November 1985. Sie liegt nur 130 Meter vom Ufer entfernt zwischen den Tauchplätzen Rainbow Reef und Japanese Garden in 28 Metern Tiefe auf Sandgrund und ist heute von Weich- und Hartkorallen bewachsen.



Schmetterlingsfische, Kaiser- und Papageifische durchstreifen das Deck und unzählige leuchtend rote Juwelen-Fahnenbarsche bevölkern jede Ecke des Wracks. Die Männchen erkennt man an der prächtigen Rückenflosse.


Juwelen des Wracks - Juwelen-Fahnenbarsche (Pseudanthias squamipinnis)


Ich blicke durch eine offene Lucke in das Innere des riesigen Stahlkörpers und schaue auf eine scheinbar endlose Wand aus Glas- bzw. Beilfische (Pempheris vanicolensis). Aufgrund ihrer Vorliebe für dunkle Räume und Höhen werden sie im Englischen auch Cave sweeper – Höhlenfeger – genannt. Ich schwimme entlang der von Korallen überwucherten Reling zu den beiden Masten, die schräg zur Wasseroberfläche gerichtet sind. Auf dem Mastende soll häufig ein Sommersprossen-Anglerfisch (Antennatus coccineus) anzutreffen sein. Der standortreue Fisch liegt den größten Teil des Tages gut getarnt herum und lauert auf vorbeiziehende Beute. Interessant ist seine Fortbewegung. Der Anglerfisch kann die Brustflossen abwechselnd vorwärts bewegen und wie ein zweibeiniges Landwirbeltier einsetzen.



Der Tauchgang an der „Cedar Pride“ war ein unvergessliches Erlebnis. Um die volle Pracht des Wracks zu entdecken, sollte man auf jeden Fall einen zweiten Tauchgang einplanen. Vor der Küste von Aqaba locken aber noch mehr als zwanzig weitere Tauchplätze, u.a. das Panzerwrack („The Tank“) und das Flugzeugwrack einer Lockheed C-130 Hercules.


Ich tauchte mit den Sinai Divers Aqaba. Die Basis befindet sich im Mövenpick Resort Tala Bay. Die Ausrüstungsgegenstände befanden sich in einem guten Zustand und das Team war sehr freundlich. Stets wurde versucht bei der Wahl der Tauchplätze die Wünsche der Gäste zu berücksichtigen. Es wurden drei Tauchausflüge pro Tag angeboten (10.00 Uhr, 12.00 Uhr, 14.00 Uhr).


Kontakt:


Sinai Divers Aqaba

Möwenpick Resort Tala Bay – Aqaba

+932 (3) 20 50 030

+962 (78) 664 0109

sdaqaba@sinaidivers.com

(Stand: Januar 2019)

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