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Autorenbild Steven Blum

Zwischen den Kontinenten

Aktualisiert: 20. Jan.

Der kürzeste Weg zwischen Europa und Amerika führt über Island


Mein erster Ausflug in Island führte mich zur berühmten Silfra-Spalte. Sie befindet sich etwa 40 km von Reykjavik entfernt. Hier driften die eurasische und die amerikanische Kontinentalplatte auseinander. Die Spalte verläuft zwischen den beiden Kontinentalplatten und ist mit glasklarem Wasser gefüllt. Sie gilt als eine der besten Tauch- und Schnorchelspots der Welt.



Das Gebiet ist vor allem in geologischer Hinsicht interessant. Es ist eine Fortsetzung des mittelatlantischen Rückens, wo die Kontinentalplatten Eurasiens und Amerikas auseinander driften, im Schnitt etwa 2 cm pro Jahr. Deutlich zu erkennen ist dieses Phänomen an der Alamannagjá-Schlucht bei Thingvillir (Pingvillr). Die Schlucht mit steilen, zerklüfteten Wänden aus dunklem Basalt zieht sich wie eine kilometerlange klaffende Wunde durch die Landschaft. Nirgendwo sonst ist Geologie anschaulicher als hier an der Nahtstelle der beiden Kontinentalplatten. Die beiden Platten driften pro Jahr etwa zwei Zentimeter auseinander.



Für die Isländer ist Thingvellir ein magischer Ort, der untrennbar mit der Geschichte des Landes verbunden ist. Hier wurde vor mehr als 1000 Jahren, um 930, die erste „Versammlung der freien Männer Islands“ abgehalten. Unter freiem Himmel beriet man über Neuerungen und Änderungen. Alamannagjá bedeutet daher „Spalte der Männer“ bzw. „Spalte der Allgemeinheit“. Almannagjá ist im Isländischen aber auch ein Schimpfwort für eine Frau, die viele Männer hat.



Ich parkte am Besucherzentrum (Parkplatz P 1). Von hier hatte ich einen guten Überblick über die Landschaft. Ich blickte auf die von Nordosten nach Südwesten verlaufende Almannagjá-Schlucht sowie auf den Pingvallavtn, den größten See Islands. Da unten lag die berühmte Silfa-Spalte, die in den See führt. Ich nutzte ein paar regenfreie Minuten und wanderte ein kurzes Stück durch die Alamannagjá-Schlucht.


Doch nun endlich wollte ich tauchen. Ich fuhr auf die andere Seite der Schlucht zum Parkplatz P 5. Von hier waren es nochmal etwa 400 m zu einem kleinen Parkplatz, wo mehrere Tauchbasen Tauch- und Schnorchelausflüge in die Silfra-Spalte anbieten. Kälte, Regen und starker Wind ließen mich kurz überlegen, ob ich tatsächlich ins Wasser will. Das Thermometer zeigte gerade einmal 2 Grad an. In Berlin bin ich bei frühsommerlichen 25 Grad ins Flugzeug gestiegen, hier lag teilweise noch Schnee.



Das Team von Dive.Is war sehr freundlich und das Umziehen und Briefing fand wind- und nässegeschützt in einem kleinen Bus statt. Dann endlich ging es los. Wir starteten von einer Plattform aus, von der wenige Stufen hinab ins Wasser führten. Das Wasser war kalt und glasklar. Ich hatte eine atemberaubende Sicht auf die steilen, zerklüfteten Wände der Kontinentalplatten. Jetzt wusste ich, weshalb die Silfra-Spalte als eines der besten Tauchreviere der Welt gilt!


Ich tauchte entlang des 18 Meter tiefen Unterwasser-Canyons mit seinen spektakulären Steinformationen durch das klarste Wasser der Welt. Die Unterwassersicht soll teilweise 70 bis 100 Meter betragen. Das Wasser ist hier so klar, da es sich um Schmelzwasser des etwa 50 km entfernt gelegenen Langjökull-Gletschers handelt, dass jahrzehntelang durch Lavagestein gefiltert wurde, bevor es dann nördlich des Pingvallavtn aus einer unterirdischen Quelle an die Oberfläche austritt. Auch die ganzjährigen kalten Wassertemperaturen von etwa 4 Grad und eine leichte Strömung, hervorgerufen durch unterirdische Quellen, tragen zu der hervorragenden Sichtweite in der Silfra-Spalte bei. Trotz bedecktem Himmel konnte ich scheinbar ins Endlose blicken. Wie muss hier es erst bei Sonnenschein sein, wenn die Sonnenstrahlen im Wasser gebrochen werden.



Ich ließ mich von der leichten Strömung entlang der Felswände der Unterwasserschlucht treiben. Was soll ich sagen: Beeindruckend. Phantastisch. Spektakulär. Drei große Räume teilen die Schlucht: Die Silfra-Halle, die Silfra-Katherale und die Silfra-Lagune. Links und rechts fallen gigantische Steinwände in schweren, kantigen Basaltbrocken in die mal grün, mal strahlend blau schimmernde Tiefe. Nur wenige Meter trennen hier Europa von Amerika. An einem Felsvorsprung hatte ich die Möglichkeit beide Kontinentalplatten zugleich zu berühren. Links Europa, rechts Amerika. Der kürzeste Weg zwischen Europa und Amerika führt eben über Island.



Am Ende des Tauchgangs verengten sich die Wände wieder und ich schwamm nach links in eine glasklare Lagune, die aufgrund ihres leuchtend blauen Wassers auch „Blaue Lagune“ genannt wird. Wäre ich weiter geschwommen, so hätte ich den Pingvallavtn-See erreicht.


Fische verirren sich übrigens nur selten vom Pingvallavtn-See in die Silfra-Spalte. Dort leben Bachforellen (Salmo trutta), Seesaiblinge (Salvelinus alpinus) sowie Dreistachlige Stichlinge (Gasterosteus aculeatus). Auch Pflanzen waren rar. Lediglich ein paar giftgrüne Algen, die mit der Bewegung des Wassers langsam hin und her wippen, zieren die Wände. Die fadenförmigen Algen werden „Troll-Haar“ genannt, denn sie erinnern an die lustigen Fabelwesen mit den grünen, hoch nach oben stehenden Haaren. Island ist eben das Land der Elfen und Trolle.



Fische verirren sich übrigens nur selten vom Pingvallavtn-See in die Silfra-Spalte. Dort leben Bachforellen (Salmo trutta), Seesaiblinge (Salvelinus alpinus) sowie Dreistachlige Stichlinge (Gasterosteus aculeatus). Auch Pflanzen waren rar. Lediglich ein paar giftgrüne Algen, die mit der Bewegung des Wassers langsam hin und her wippen, zieren die Wände. Die fadenförmigen Algen werden „Troll-Haar“ genannt, denn sie erinnern an die lustigen Fabelwesen mit den grünen, hoch nach oben stehenden Haaren. Island ist eben das Land der Elfen und Trolle.

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