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Wendekind – Der Tauchsportklub Adlershof

Aktualisiert: 27. Jan.

Seit 1956 bestand die Sektion Tauchsport beim Fernsehen der DDR. Der Schwerpunkt der Arbeit lag in der Unterwasserfotografie und beim Unterwasserfilm mit Eigenbau-Kameragehäusen sowie in der Ausbildung von Sporttauchern.

Nach dem Mauerfall im Herbst 1989 änderte sich vieles. Während zu DDR-Zeiten die Tauchersportgruppen unter dem Dach der Großbetriebe und Massenorganisationen organisiert waren, gewannen die Vereine mit dem im Februar 1990 in Kraft getretenen Gesetz über Vereinigungen ihre Rechte und Freiheiten zurück. Damit sollte eine Überleitung in das bundesdeutsche Vereinsrecht ermöglicht werden. Aufgrund der wendebedingten Entwicklung entstand die Idee der Gründung eines eigenständigen Vereins. Jürgen Schmidt, Leiter der Sektion Tauchsport des in Adlershof ansässigen Deutschen Fernsehfunks, lud die Sektionsmitglieder zur Gründungsversammlung eines eingetragenen Vereins und zur Wahl eines Vorstandes ein.


Der Leiter der Sektion Unterwasserfilm beim DFF, Jürgen Schmidt (rechts), überreicht die Klubschlüssel dem Vorsitzenden des neugegründeten Tauchsportklubs Adlershof e.V., Otmar Richter (links)


An der Gründungsversammlung am 13. Juni 1990 nahmen 19 Sporttaucher teil. Die Männer und Frauen der 1. Stunde: Otmar Richter, Dieter Langenhahn, Eberhard Müller, Dieter Fickel, Christiane Horn, Christina Guensel, Ursula Richter, Peter Dieck, Eckart Richter, Thomas Löffler, Rolf Löffler, Jörg Bochwitz, Frank Dickfoß, Harald Eipper, Henry Eipper, Bernd Papenfuß, Jürgen Schmidt (sen.), Jürgen Schmidt (jun.) und Andre Zschocke. Erster Vorsitzender des neugegründeten Tauchsportklubs Adlershof e.V. wurde Otmar Richter, zweiter Vorsitzender Dieter Langenhahn. Die Eintragung in das Vereinsregister beim Stadtbezirksgericht Berlin-Mitte erfolgte am 6. Juli 1990 unter der Nummer 998. Der Verein bezog eine Baracke des Bezirksamtes Treptow am Sterndamm in Johannisthal.


Nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 war formal erneut eine Gründung und Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Charlottenburg erforderlich. Die Neueintragung erfolgte am 10. September 1991.


Das vereinseigene Mitteilungsblatt, die „Adlershofer Flossenblätter“, werden seit 1991 herausgegeben. Otmar Richter erinnert sich an die Herstellung der ersten Ausgabe:

 

Wir hatten damals den Einfall, zur Information unserer Mitglieder ein Informationsblatt herauszugeben. Dafür hatten wir eine alte „Optima“-Schreibmaschine. Aber die Texte x-Mal mit Durchschlägen abschreiben? Bei jedem Tippfehler herum radieren und die Seite möglichst nochmal schreiben? Einen eigenen Kopierer anschaffen war damals für uns unerschwinglich.

Eine Broschüre sollte es werden, ein Mitteilungsblatt, ein Spiegel unseres Klublebens, in einer Auflage von zunächst 75 Exemplaren. In Ermangelung eines Computers hatte ich zunächst auf einer Reiseschreibmaschine 12 A4-Seiten beschrieben, mit Terminen, Berichten und Informationen, versehen mit Skizzen und Zeichnungen, die Überschriften kunstvoll mit Hilfe von Buchstabenschablonen verfasst. Hatte ich mich vertippt und war mit Tipp-EX dem Fehler nicht beizukommen – alles nochmal von vorn. Die Kopfzeile wurde jeweils auf die fertige Seite geklebt, auch die Seitenzahlen unten. Ebenso laienhaft fiel die Gestaltung des Titelblattes. Wobei ich auf die Findung des Namens heute noch stolz bin – Adlershofer Flossenblätter.

Aber wo kopieren? Im Büro der ersten nachwendigen Arbeitsstelle  meines Bruders. In einer Ecke stand das Ziel unserer Begierde, ein Kopierer. Nur so viel zum Procedere: Jedes Blatt musste in Ermangelung einer Einzugsautomatik bei diesem Gerät einzeln eingeführt werden – bevor es nach einigen Sekunden auf der anderen Seite ausgeworfen wurde. Das ganze fünfundsiebzigmal. Dann oben die Gegenseiten einlegen und den ganzen Packen, jedes Blatt natürlich einzeln, abermals fünfundsiebzigmal in den Schlitz stecken. Dann hatten wir den Umschlag außen und innen kopiert, nun nur noch sechsmal fünfundsiebzigmal, jedes Blatt einzeln.

Gegen zwei Uhr nachts war es vollbracht. Die nächsten Tage zu Hause die Seiten in der richtigen Reihenfolge übereinandergelegt und ab 1. Januar 1991 konnte jedes Mitglied unseres Klubs das erste Flossenblatt in den Händen halten.


Die erste Ausgabe der „Adlershofer Flossenblätter“ wird gedruckt (1991)



Nach Differenzen mit dem Landestauchsportverband beim Verband Deutscher Sporttaucher um die Anerkennung der tauchsportlichen Qualifikationen schlossen sich die Taucher des Tauchsportklubs Adlershof e.V. dem Verband DIWA (Diving Instructor World Association) an. Im Gegensatz zum VDST, der alle GST-Tauchqualifikationen auf das Bronze-Niveau reduzierte, wurden von der DIWA alle GST-Qualifikationen anerkannt.

 

In den 1990er Jahren lag der Fokus des Vereinslebens vor allem in der Tauchausbildung und den Tauchfahrten. Die neugewonnene Reisefreiheit wurde in vollen Zügen ausgenutzt. Die Mitglieder des Tauchklubs Adlershof bereisten nahezu alle Ecken der Welt. Sie schilderten ihre Erlebnisse auf Vorträgen an den jede Wochen Donnerstag stattfindenden Vereinsveranstaltungen und in den Adlershofer Flossenblättern. Die erste Vereinsfahrt erfolgte Pfingsten 1991 nach Assens (Dänemark). Dort entstanden erste Kontakte zum Assens-Dykker-Klub und es entwickelte sich eine bis heute währende enge Freundschaft.

 

Am 31. August 1993 bezog der Tauchsportklub Adlershof e.V. ein heruntergekommenes Haus auf einem Bahngelände am Fürstenwalder Damm 425 in Berlin-Friedrichshagen. Es begannen umfangreiche Umbau- und Instandsetzungsmaßnahmen. Die Einweihung des neuen Klubhauses erfolgte am 4. Juni 1994.



Instandsetzung des Klubhauses aum Fürstenwalder Damm (1994)


Das Schwimm- und Hallentauchtraining erfolgte in der Schwimmhalle Adlershof auf dem ehemaligen Gelände des Wachregiments „Feliks Dzierzynski“. Das Wachregiment unterstand dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Fast alle Gebäude wurden nach 1990 abgerissen. Die Schwimmhalle aber blieb und wurde von verschiedenen Vereinen genutzt. Hier kam auch der Autor Roger Blum zum ersten Mal in Kontakt mit dem Tauchsportverein. Er war damals Schüler der 2. Oberschule in Berlin-Johannisthal. Im Rahmen einer Projektwoche wurde 1994 anlässlich der Umbenennung der Oberschule in Philippe-Cousteau-Gymnasium gemeinsam mit dem Tauchsportklub Adlershof e.V. ein Schnuppertauchen in der Schwimmhalle Adlershof angeboten.



Schnuppertauchen mit Schülern des Philippe-Cousteau-Gymnasiums Berlin(1994)


Am 13. Juli 1994 fuhr eine Delegation des TSK-Vorstandes nach Wiefelstede, um sich dem Verband Europäischer Sporttaucher (VEST) anzuschließen. Die Aufnahme des Tauchsportklubs Adlershof e.V. in den VEST erfolgte am 17. September 1994. Bereits ein Jahr später – im Oktober 1995 - wurde der Verein zum VEST-Ausbildungszentrum für Berlin und Brandenburg ernannt. Seither wurden hunderte Sporttaucher durch die Tauchlehrer des Tauchsportklubs aus- und weitergebildet.


Zum 1. Januar 2009 fusionierte der Tauchsportklub Adlershof e.V. mit dem Pro Sport Berlin 24 e.V. Der Pro Sport Berlin 24 e.V. war im September 1924 als erster Postverein Deutschlands unter dem Namen Post SV Berlin gegründet worden. Der Verein hatte ab 1928 Bootshäuser in Grünau für die Kanuten und in Wendenschloß für die Ruderer und Segler errichtet. Im Fusionsvertrag war geregelt, dass die Sportgruppe als „Tauchsportklub Adlershof im Pro Sport Berlin 24 e.V.“ fortgeführt wurde.


Das neue Klubhaus in der Wendenschloßstraße 420 in Berlin-Köpenick


Die Taucher zogen in ein villenartiges Gebäude mit Bootshaus an die Regattastrecke in die Wendenschloßstraße 420 in Berlin-Köpenick um. Während der Olympischen Spiele 1936 soll in dem Haus die Kanadische Nationalmannschaft einquartiert gewesen sein. Nach der Fusion und dem Einzug der Taucher in die neuen Vereinsräumlichkeiten erfolgten im Jahre 2009 umfangreiche Umbau- und Modernisierungsarbeiten.


Naturgemäß ist auch der Umweltschutz ein wesentliches Thema für die Vereinsmitglieder. Denn wer taucht schon gerne durch Müllhalden unter Wasser? Engagement für den Schutz von Natur und Umwelt war einer der wesentlichen satzungsmäßigen Aufgaben des Vereins. Von Anfang an waren die Adlershofer Taucher in den Gewässern der Umgebung zum „Aufräumen“ unterwegs. Anfangs im Helene- und Katjasee bei Frankfurt/Oder, dann aber auch in Berlin im Nelly-Sachs-Park, im Eckernpfuhl im Volkspark Mariendorf, dem Urbanhafen in Kreuzberg und natürlich in den Gewässern Köpenicks. Oftmals holten sie ganze LKW-Ladungen an Unrat ans Ufer. Die Entsorgung der „Fundstücke“ wurde meist gemeinsam mit den Berliner Stadtreinigungsbetrieben organisiert.


Umwelttauchaktion in Zusammenarbeit mit der BSR


Für das hohe Engagement und die langjährige Tätigkeit im Ehrenamt wurde der Verein bereits mit mehreren Preisen geehrt. Am 7. Februar 2012 wurde den Adlershofer Tauchern von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer feierlichen Veranstaltung der „Stern des Sports“ in Gold für das Projekt „Umwelttauchen – Wir gehen den Dingen auf den Grund“ überreicht. Im gleichen Jahr erhielten sie auch den "Umweltpreis des Berliner Sports". Die Verleihung fand am 19. Juni 2012 im Roten Rathaus. Übergeben wurde der Preis durch den damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit.


Die Adlershofer Taucher schauen auf eine spannende Vereinsgeschichte zurück. Mit breiter Unterstützung und persönlichem Engagement der Mitglieder soll es auch weiterhin gelingen, Tauchausbildung und Training, verschiedenste Tauchausfahrten, Info- und Vereinsabende abwechslungsreich zu gestalten.

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