An der Westküste der malaiischen Halbinsel, inmitten der Andamanensee, liegen die Langkawi-Inseln. Der Legende nach wurde hier im Jahre 1819 die Prinzessin Mahsuri unschuldigerweise wegen Ehebruchs hingerichtet, die in der Gewissheit ihrer Unschuld Pulau Langkawi mit einem Fluch belegte: Für sieben Generationen sollte nichts als Unglück über die Insel kommen. Die Verwünschung ist in ihrem Grabstein eingemeißelt, der sich im Herzen Langkawis befindet.
Mich ereilte der Fluch bereits in Deutschland. Da die Abflugzeiten auf den Tickets nicht mit denen auf den Reiseunterlagen übereinstimmten, verpasste ich meinen Flugzeug. Glück im Unglück: Noch am selben Abend flog eine Maschine der Lufthansa nach Singapur. Mit dieser konnte ich meinen Anschlussflieger nach Langkawi problemlos erreichen. Aber die Zeit war knapp. Also schmiss ich das Nötigste in meinen Koffer, rannte zum Flughafen und bestieg den nächsten Flieger nach Frankfurt, von wo aus ich sofort nach Singapur weiterflog. Doch damit nicht genug! In Singapur erfuhr ich, dass mein Name von der Passagierliste des Anschlussfluges nach Malaysia, sowie von allen weiteren Flügen, einschließlich dem Rückflug, gestrichen war. Erst nach etlichem Hin und Her wurde die Stornierung wieder rückgängig gemacht.
Einmal auf Langkawi angekommen, wird man reich belohnt: Dschungelüberzogene Berge, Reisfelder, kilometerlange weiße Sandstrände, Palmen und schöne Korallenriffe. Wer die Unterwasserwelt Südostasiens kennt, weiß, dass diese zu den vielfältigsten und farbigsten der Erde zählt.
35 km südlich der Hauptinsel befindet sich der Pulau Payar Marine Park, der erste Meerespark an der Westküste der malaiischen Halbinsel. Das Schutzgebiet umfasst neben Pulau Payar die Inseln Segantang, Kaca und Lembu. Mit seinem warmen Wasser, den flachen Riffen, den Korallenwänden und der artenreichen Tier- und Pflanzenwelt ist Pulau Payar für Taucher wie für Schnorchler gleichermaßen geeignet. Unangenehm sind hier jedoch die Seewespen, unsichtbar kleine Quallen, an denen man sich empfindlich verbrennt, ohne etwas dagegen tun zu können.
Um Pulau Payar sind zahlreiche seltene Tierarten anzutreffen. Grüne Meeresschildkröten, große Barrakudas, Zackenbarsche, Napoleonfische, Muränen, Igel- und Rotfeuerfische sowie Stachelmakrelen sind keine Seltenheit. Mit etwas Glück sieht man zwischen den Korallenästen eine schwarz-weiß gebänderte Seeschlage oder eine Gruppe auf dem Kopf schwimmender Schnepfenmesserfische. Man findet diese ca. 10 cm langen Fische selten in einer anderen als der sonderbaren Kopf-nach-unten-Haltung. Sie schwimmen sogar in dieser ungewöhnlichen Stellung seitwärts. Hauptattraktion sind hier aber die Haie. Schon am Strand im knietiefen Wasser wird man von dutzenden kleinen Schwarzspitzen-Riffhaien empfangen. Sie sind teilweise recht aufdringlich, da sie es gewohnt sind, insbesondere von den chinesischen und japanischen Touristen, mit Hühnchenfleisch oder kleinen Fischen gefüttert zu werden. Auch weiter draußen an den Riffen ist hier ein Zusammentreffen mit Schwarzspitzen-Riffhaien fast selbstverständlich.
Gemeinsam mit den Haien anzutreffen sind die Schiffshalterfische. Einmal versuchte sich ein „verwaister“ Schiffshalter an meinem Tauchpartner „anzusaugen“. Dieser war eine ganze Weile damit beschäftigt, den aufdringlichen Fisch abzuschütteln, denn saugt sich ein Schiffshalter erst einmal fest, so würde er sich eher zerreißen lassen, als seinen „Transporteur“ wieder freizugeben. Wegen dieser Eigenschaft wurden früher in Südostasien und Australien Schiffshalterfische zur Jagd auf Schildkröten und große Fische verwendet. Dazu war nichts weiter erforderlich, als eine Leine an ihrem Schwanzstiel zu befestigen und sie in die Nähe des Opfers zu werfen. Bereits nach wenigen Augenblicken saugt sich der Fisch an der Beute fest. Handelte es sich um einen größeren Fang, dann wurden nicht selten mehrere Tiere geworfen, damit sich die Belastung beim Einholen verteilt.
Über Jahrhunderte nutzten die Einheimischen die Riffe ohne der Natur zu schaden. Was dem Riff entnommen wurde, konnte wieder nachwachsen. Das ruhige Insel-Labyrinth diente auch Piraten und Schmugglern als beliebtes Versteck. Heute aber heißt das Zauberwort „Development“. Entwickeln und erschließen um jeden Preis. Hotelneubauten und moderne Einkaufsgalerien werden errichtet. Berge wurden bereits abgetragen und das Meer aufgefüllt, um die Landebahn des Flughafens zu verlängern, damit nun auch die ganz großen Touristenbomber landen können. Der Fluch der Prinzessin ist noch nicht gebannt...
Anmerkung: Tauchen auf Langkawi ist sehr teuer. Ein Tagesausflug mit 2 Tauchgängen kostet 280 Ringgit, das sind etwa 180 DM, und Schnorcheln 150 Ringgit (95 DM). Da es offiziell keine Tauchpakete gibt, zahlt man für 6 Tauchgänge etwa 540 DM.
Billiger kommt man, wenn man in Deutschland bereits US$ tauscht und sie vor Ort in Ringgit umtauscht. Für 6 Tauchgänge bezahlt man über diesen Umweg „nur“ etwa 465 DM. Weiterhin spart man bis zu 60 DM, wenn man am Pantai Tengah und nicht in der touristischen Hochburg am Pantai Cenang (beide liegen nur etwa 5 km auseinander!) bucht. Außerdem sollte man stets ansagen, dass eine eigene Tauchausrüstung mitgebracht wird, was nochmals bis zu 70 DM erspart, obwohl man auf Pulau Payar obligatorisch eine Tauchausrüstung der ansässigen Tauchbasis erhält.
Erstveröffentlichung in „Adlershofer Flossenblätter“ Ausgabe 40/2000.
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