Der Zackenbarsch blieb regungslos über der Putzerstube stehen. Sofort flitzten einige fingerlange Putzerfische zu ihrem Kunden und begannen eifrig mit der Suche nach Parasiten auf der Haut der Kunden. Sie rutschten auf seiner Körperoberfläche diensteifrig hin und her. Dann öffnete der große Raubfisch langsam, als wolle er gähnen, sein Maul. Ein Blaukopf schwamm in sein weit geöffnetes Maul. Der kleine Karibenputzer huschte zwischen den scharfen Zähnen und war im Inneren des Mauls verschwunden. Erstarrt verharrte der Zackenbarsch mit weitgeöffnetem Rachen. Er ließ sich bei seiner professionellen Zahnreinigung auch nicht durch uns Taucher stören.
Die Putzsymbiose ist eine weitverbreitete Erscheinung am Riff. Die Kunden, die sich putzen lassen wollen, teilen dies den Putzern über bestimmte Aufforderungsgesten mit. Viele Putzer sind streng reviergebunden. Manchmal überlappen sich sogar die Reviere verschiedener Putzerarten. So putzen in der Karibischen See junge Blaukopf-Lippfische (Thalassoma bifasciatum) und Putzergrundeln (Elacatinus oceanops) häufig im gleichen Revier und am gleichen Kunden.
Ebenfalls in der Karibik, aber vor allem im indopazifischen Raum lebt die Gebänderte Scherengarnele Stenopus hispidus. Ihre langen weißen Fühler ragen häufig aus Korallenspalten. Sie ist gekennzeichnet durch extrem lange weiße Antennen, leuchtendrote Streifen auf sonst weißem Körper und durch ein stark verlängertes, scherentragenes Extremitätenpaar.
Aus dem Atlantischen Ozean und der Karibik kannte ich die Atlantische Putzergarnele Lysmata grabhami, die regelmäßig in Muränenhöhlen anzutreffen ist.
Im Mittelmeer beobachte ich Borstenschwanz-Putzergarnelen (Lysmata seticaudata), die das Gebiss und die Haut der Muränen reinigten.
Der Begriff Muränenhöhle ist etwas verwirrend, denn die Garnelen kommen nicht zu den Muränen ist die Höhle, sondern die Muränen suchen Höhlen und Überhänge auf, in denen Putzergarnelen vorkommen. Ähnliches gilt auch für Begriffe wie dem Mantariff. Auch hier ist das regelmäßige Vorkommen der Mantarochen meist der Tatsache geschuldet, dass sie eine bestimmte Putzerstation am Riff aufsuchen und sich dort reinigen lassen. Sie kommen immer wieder dahin zurück und kreisen während der Prozedur über der Putzerstation, so dass die Putzerlippfische entweder auf- oder abspringen können. Im indopazifischen Raum handelt es sich oft um den kleinen Putzerlippfisch Labroides dimidiatus. Er deckt den Hauptanteil seines Nahrungsbedarfs durch Putzen. Zu seinen Kunden zählen nicht nur Rochen, sondern Fische aus fast allen Familien. In Fujairah und Musandam beobachtete ich, wie diese Putzerfische unzählige Drücker- und Papageifische reinigten.
Während die vorbezeichneten Arten ihre Dienste an sog. Putzerstationen anbieten, gibt es auch Fische, die ihre Kunden ständig begleiten. Ich denke hierbei insbesondere an die Schiffshalter (Echeneidae), die ich oft an Haien oder Schildkröten beobachtete. Sie sind sozusagen die Putzer der hohen See.
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