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Ein Roadtrip durch die Wildnis Kanadas und Alaskas

Aktualisiert: 6. Jan.

Fast 5.000 km durch British-Columbia im Westen Kanadas bis nach Alaska und auf dem Rückweg noch ein Abstecher in den Jasper-Nationalpark in Alberta - so lässt sich mein Roadtrip in diesem Sommer kurz zusammenfassen. Im Gegensatz zu meiner ersten Kanada-Reise hatte ich diesmal keine vollständige Pressluftausrüstung im Gepäck, sondern war nur mit „kleinem Besteck“ unterwegs. Ich wollte vor allem die Unterwasserwelt der Seen und Flüsse im Inland erkunden.


Die Seen auf Vancouver-Island versprechen tolle Taucherlebnisse


Die ersten Tage verbrachte ich auf Vancouver Island. Hier beobachtete ich Robben, Weißkopfseeadler und schnorchelte entlang der kelpreichen Küstengewässer und in kleinen Flussläufen. Ich war überrascht, welche Artenvielfalt selbst in kleinen Creeks anzutreffen war. Zwischen den Steinen huschten Groppen hin und her, Krebse streckten mir ihre Scheren entgegen und im Freiwasser schwammen junge Forellen den Flusslauf entlang. Später – weiter im Norden – hatte ich sogar die Möglichkeit Lachse bei ihrer jährlichen Wanderung zu beobachten.



Nach 4 Tagen auf Vancouver Island ging es wieder aufs Festland und ich folgte der legendären Goldrausch-Strecke durch den kanadischen Westen. Bei strahlendblauem Himmel und Temperaturen bis 35 °C fuhr ich auf dem Cariboo Gold Rush Trail entlang des malerischen Fraser Canyon. Diesen Weg legten einst die Goldgräber mühsam mit ihren Planwagen zurück. Der Abenteuergeist der Goldsucher ist noch überall in der Region zu spüren. Mit Einbrechen der Nacht fielen die Temperaturen rapide ab. Die Nacht verbrachte ich in dem kleinen Örtchen 100 Mile House. Der Ort wurde 1862 während des Goldrausches gegründet. Von hier aus fuhr ich weiter nach Barkerville, benannt nach Billy Barker, der hier 1862 Gold gefunden hatte. Barkerville zog sehr viele Goldsucher an und wurde der größte Ort nördlich von San Francisco und westlich von Chicago. Mit dem Ende des Goldrauschs verließen jedoch die meisten Bewohner die Stadt. Barkerville wurde eine Geisterstadt und ist heute ein lebendes Museum, absolut sehenswert.

Weiter ging es nach Norden über Prince George nach Terrace, einem Ort am Skeena River in der dünn besiedelten Region Kitimat-Skikine. Maskottchen der Stadt ist der Kermode Bär - der Geisterbär. Diese einzigartige Unterart des Schwarzbären mit einer weißen Fellfärbung ist sehr selten und kommt nur in dem kleinen Gebiet vor. In Terrace verbrachte ich mehrere Tage und erkundete den Kitsumkalum Lake.



Das Highlight der Reise war für mich Alaska. Der nördlichste Bundestaat der USA empfing mich mit wolkenverhangenen Bergen und Gletschern. Genauso hatte ich mir Alaska vorgestellt. In Hyder passierten wir die Grenze. Zum Höhepunkt der Goldrausch-Ära lebten hier mehrere tausend Menschen, heute sind es nur etwa einhundert. Die Stadt wirbt mit dem Slogan „The friendliest Ghost Town in Alaska“.


Hafen von Hyder (Alaska)


Der Ort Hyder ist ein beliebtes Reiseziel, um Grizzly- und Schwarzbären beim Lachsfischen zu beobachten. Es ist ein unbeschreibliches Naturschauspiel, wenn die erwachsenen Lachse zum Laichen die Flüsse hinaufziehen. Gern hätte ich Unterwasseraufnahmen gemacht, doch die Angst, dass ein Grizzly der Meinung sein könnte, ich wolle ihm das Mittagessen streitig machen, war zu groß. Am Fish Creek selbst sah ich zwar keine Bären, aber es dauerte nicht lange, bis sich der erste Meiser Petz blicken ließ. Gemächlich überquerte er die Straße, schaute mich an und verschwand dann im Gebüsch Richtung Fluss. Im Laufe der Reise habe ich insgesamt 6 Bären gesehen, einen davon auf einem Baum. Es bringt also nichts, Zuflucht auf einem Baum zu suchen. Bären sind gute Kletterer.


Schwarzbären sind gute Kletterer


Auf dem Rückweg unternahm ich noch einen mehrtägigen Abstecher in den Jasper National Park im Bundesstaat Alberta. Hier erkundete ich den Patrica Lake. Den See hatte ich schon vor einigen Jahren betaucht, denn er ist mit einer interessanten Geschichte verbunden: Hier wurde während des 2. Weltkriegs das Modell eines Flugzeugträgers aus einem Gemisch aus Eis und Sägespäne erprobt. Das Geheimprojekt hatte den Namen „Habbakuk“. Es resultierte aus dem Umstand, dass die deutschen U-Boote im Atlantik eine Vielzahl alliierter Schiffe versenkt hatten und die Reichweite der alliierten Aufklärungsflugzeuge und Bomber zu gering war. Aufgrund fehlender Landeplätze im Atlantik entstand die Idee, manövrierfähige künstliche Inseln aus Eis zu bauen, um sie als Flugbasen zu nutzen. Konzipiert war ein 1.200 m langer und 180 m breiter Flugzeugträger, auf dem bis zu 150 Flugzeuge stationiert werden konnten. Wie ein Eisberg sollte er im Falle großer Beschädigungen unsinkbar sein. Das Projekt „Habbakuk“ wurde eingestellt, nachdem sich die Alliierten Ende des Jahres 1943 mit Portugal darauf verständigt hatten, dass auf den Azoren Flugplätze eingerichtet werden durften. Überreste eines Versuchsmodells sollen sich noch im Patrica Lake befinden. Am Ufer des Sees erinnert eine Tafel der Alberta Unterwater Archaeology Society an das Projekt „Habbakuk“.



Abschließend ist zu sagen, dass es ein spannender Roadtrip war, voll mit außergewöhnlichen Eindrücken und Erlebnissen. Ich konnte feststellen, dass es sich auch lohnt die Unterwasserwelt abseits der Küste zu erkunden. Und beim nächsten Mal nehme ich mir auch die Zeit, zum Goldwaschen, denn mit etwas Glück ist in den Flüssen Kanadas und Alaskas immer noch Gold zu finden.


Dr. Roger Blum

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