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Das Ziegelwrack vom Gudelacksee

Aktualisiert: 25. Jan.

Brandenburg ist mit über 3000 Seen das gewässerreichste Bundesland. Jeder dieser Seen erzählt seine eigene Geschichte und ich finde es äußerst spannend, diesen auf den Grund zu gehen. Ich staunte nicht schlecht, als ich bei einem Tauchgang im Gudelacksee das Wrack eines Ziegelkahns fand. Es tauchte wie ein Geisterschiff vor mir auf. Die hölzernen Schiffsspanten ragen wie große Rippen in die Höhe. Trotz Sichtweiten von 7 bis 8 Metern konnte ich den Schiffsrumpf nicht überblicken. Das etwa 20 Meter lange Wrack erinnerte mich ein wenig an die Kaffenkähne im Werbellinsee. Seither habe ich es mehrmals betaucht und mich mit der Geschichte des See beschäftigt.


Mitten im See befindet sich eine große Insel - der „Werder“. Sie ist eine der größten Binneninseln Brandenburgs. Auf dem Weder wurde seit dem 18. Jahrhundert Ton abgebaut und gleich vor Ort in einer Ziegelei zu Ziegelsteinen gebrannt. Die Ziegelei wurde lange Zeit auf Rechnung des "Königlichen Amtes in Lindow" betrieben.


Der hölzerne Lastkahn ist offensichtlich ein Relikt der einst blühenden Tonindustrie, denn er ist über und über mit Ziegelsteinen beladen. Derartige Holzkähne waren die Lkw´s des 18. und 19. Jahrhunderts. Meist fuhren sie von den Ziegeleien und Berlin hin und her. Es heißt nicht umsonst: Berlin ist aus dem Kahn erbaut. Häufig wurden die Kähne bis an ihre äußerste Tragfähigkeit beladen, so dass die Bordwände nur kurz über die Wasserlinie hinausragten. Bei einem aufkommenden Gewitter bestand dann höchste Gefahr, denn schlugen die Wellen über die Bordwand, sackten die Kähne wie ein Stein ab. Dieses Schicksal dürfte auch den Kahn im Gudelacksee ereilt haben.



Heute ruht das Schiff friedlich auf dem Grund des Sees. Es befindet sich in einem außergewöhnlich guten Zustand. Sorgfältig geschichtet liegen die Ziegel im Schiffsinneren und oben auf dem Wrack wachten etwa ein Dutzend große Zander über die wertvolle Fracht. Die kapitalen Fische beobachten jede meiner Bewegungen. Es war gerade Laichzeit. Ich hatte bereits davon gehört, dass Zandermännchen während der Laichzeit sehr aggressiv sind, was ich nach den Tauchgängen am Ziegelwrack definitiv bestätigen kann. Wenn ich mich ihnen bei der Inspektion des Wracks zu stark näherte, quittierten die Fische dies mit Scheinangriffen auf meinen Fotoapparat oder auf meine Kopfhaube. Ich werde das Wrack künftig zu einer anderen Jahreszeit besuchen.


Leider ist noch nichts Genaues über die Geschichte dieses Schiffes, den Namen und das genaue Datum der Havarie bekannt. Habt ihr vielleicht weitere Informationen zu dem Wrack oder sogar historische Unterlagen oder Fotos? Ich freue mich über jeden Hinweis.

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