Die "Blumeninsel", die "Insel des ewigen Frühlings" oder auch der "Paradiesgarten des Atlantiks" - so wird die portugiesische Insel Madeira oft genannt. Grund dafür ist das angenehm milde Klima. Der Golfstrom sorgt ganzjährig für gleichbleibende milde Temperaturen, die während der Wintermonate tagsüber bei 20 Grad Celsius liegen und in den Sommermonaten selten die 26 Grad Celsius überschreiten. Auch über Nacht fallen die Temperaturen während der Sommerzeit kaum unter 20 Grad Celsius. Und auch die Wassertemperaturen pendeln aufgrund des in der Nähe vorbei fließenden Golfstroms immer um die 20 Grad Celsius. Somit gibt es keine Einschränkungen bei der Planung der Reisezeit, das Tauchen ist ganzjährig möglich.
Madeira - Die Blumeninsel
Schon seit langem stand Madeira auf der Liste der Reiseziele, an denen ich einmal abtauchen wollte. Die besten Tauchgebiete liegen im fischreichen Unterwasser-Nationalpark, der sich vom Ponta do Lazareto östlich von Funchal bis zum Ponta da Oliveira erstreckt. Vor allem das Cap Garajau mit seinen berühmten zahmen Zackenbarschen hatte mein Interesse geweckt, gehört der Tauchplatz doch zu den Top Spots im nördlichen Atlantik. Von der Zeitschrift „unterwasser“ (November 2003) wurde er zu den „100 besten Tauchspots der Welt“ gekürt, ein Blog des Reiseveranstalters TUI (Stand 2014) führt ihn gar in der Top 10-Liste. Leider kam immer wieder etwas dazwischen, so dass ich den Vorsatz nicht in die Tat umsetzen konnte. Doch im Januar 2016 hatte ich endlich die Möglichkeit, die Insel für zwei Tage zu besuchen.
Madeira liegt im Atlantischen Ozean – westlich von Marokko, nördlich von den Kanarischen Inseln und etwa 990 km südwestlich von Portugals Hauptstadt Lissabon. Die Lage der Insel mitten im Atlantik bekam ich bei rauer See zu spüren. Bei Windstärke 7 bis 8 und hoher See erlebte ich eine recht schaukelige Überfahrt von Gran Canaria nach Madeira. Starker Wind und meterhohe Wellen ließen das große Schiff ununterbrochen auf- und abtanzen. Viele Passagiere verbrachten die zweitägige Überfahrt mit grünem Gesicht auf ihren Kabinen und verschmähten das Essen.
Cap Garajau
Glücklicherweise klarte vor Madeira das Wetter etwas auf und der geplante Tauchausflug konnte trotz Wellengang stattfinden. Ziel war das Tauchrevier im Unterwasser-Nationalpark am Cap Garajau (Reserva Natural Parcial do Garajau) an der Südküste der Insel. Die weit in den Atlantik ragende Felsnase befindet sich nur wenige Kilometer östlich von Funchal in einem Gebiet, dass im Jahre 1986 zum Naturreservat erklärt wurde. Vor gar nicht allzu langer Zeit wurden hier noch die blutigen Leiber erlegter Wale an Land gezerrt. Heute darf in dem Gebiet nicht gefischt oder harpuniert werden und große Schiffe haben den Bereich zu umfahren. Dies führt zu einem erstaunlichen Fischreichtum. Man sagt, mehr Fisch als an diesem Platz mit seiner atemberaubenden Kulisse findet man nirgends sonst um Madeira.
Mit dem Tauchboot waren wir in nicht einmal fünfzehn Minuten dort. Am Tauchplatz angekommen ging es sofort ins Wasser. Unter der Meeresoberfläche herrschen die Farben Grün und Blau vor. Der , alles wirkt ein wenig dunkel, geheimnisvoll und wild. Wie ein verlassener Steinbruch. Ich tauchte entlang einer Lavaformation, die durch zerklüftete Überhänge und freistehende Blöcke gekennzeichnet war. Die Tauchtiefe betrug 25 - 30 m. Ein paar kleinere Sägebarsche tummeln sich hier, Fürst-August-Muränen, Drachenköpfe und Spinnenkrabben versteckten sich in den Felsspalten. Brassenschwärme und eine Schule Barrakudas patrouillierten im Freiwasser.
Fürst-August-Muräne (Muraena augusti)
Plötzlich kam etwas Großes direkt auf mich zu. Eine stattliche Erscheinung – gut anderthalb Meter lang. Beeindruckend. Eine kapitaler Zackenbarsch. Er soll 50 Jahre alt und fast 60 Kilogramm schwer sein. Er und seine Artgenossen leben hier standorttreu und sind das taucherische Wahrzeichen von Madeira. Basisleiter Wilfried Pilzer vom Madeira Divepoint hatte nicht zu viel versprochen: Ich brauchte die dicklippigen „Zackis“ gar nicht suchen, sie kamen von selbst auf mich zu. Neugierig schwammen die riesigen Zackenbarsche bis auf wenige Zentimeter heran. Mit ihren großen Augen musterten sie mich. Sie kamen so dicht heran, dass ich in das mächtige, von dicken Lippen umrandete Maul schauen konnte. Noch nie habe ich so zahme Zackenbarsche gesehen wie hier. Durch den Schutz im Meeresnationalpark haben sie ihre Scheu vor dem Menschen verloren. Vielmehr suchen sie den Kontakt mit dem Taucher und posieren bereitwillig vor der Kamera.
Brauner Zackenbarsch (Epinephelus marginatus)
Braune Zackenbarsche sind protogyner Zwitter. Ab einer Körperlänge zwischen 40 und 80 Zentimeter wechseln die anfangs weiblichen Fische ihr Geschlecht und werden zu männlichen Tieren. Solche Geschlechtswechsel sind übrigens bei Fischen nicht selten. Anemonenfische sind beispielsweise nach Erreichen der Geschlechtsreife zunächst männlich und leben in Polyandrie, d.h. ein Weibchen mit mehreren Männchen, in einer Anemone. Das dominierende, größte Tier in einer Anemone ist immer das einzige Weibchen. Stirbt das Weibchen, wandelt sich das stärkste Männchen innerhalb einer Woche in ein Weibchen um.
Zurück zu den "Zackis" von Cap Garajau. Star am Riff ist sicherlich der uralte Elvis, der ganz schön aufdringlich sein kann.
Neben den großen Braunen Zackenbarschen sind hier auch Makronesen-Zackenbarsche und Sägebarsche häufig anzutreffen, auch sollen öfter Stechrochen auf dem Grund liegen. Und im Spätsommer zwischen Juli und Oktober ziehen am Cap Garajau sogar Atlantische Mantas vorbei.
Nach 45 Minuten hieß es leider wieder auftauchen. Der Tauchplatz hatte alle meine Erwartungen erfüllt und ist mit Sicherheit mehr als einen Tauchgang wert. Ich hoffe, dass ich hier bald wieder abtauchen kann.
Basistipp: Ich tauchte mit dem Madeira Divepoint. Das PADI 5 Star Dive Resort befindet sich im Hotel Madeira Carlton. Vom Hafen Funchal, in dem auch die Kreuzfahrtschiffe von AIDA und MeinSchiff ankern, sind es nur wenige Minuten zu Fuß bis zum Hotel. Die Tauchbasis steht unter deutscher Leitung und bietet eine freundliche Atmosphäre.
Mit dem Boot werden bequem in wenigen Minuten alle Tauchplätze wie das T-Riff und Cap Garajau sowie das Wrack des 1929 gesunkenen Transportschiffs Pronto angefahren. Auch sind Ausfahrten zu dem Wrack der Bowbelle möglich, einem 90 m langen Schiff, das nach einem tragischen Unfall 1989 auf der Themse in London als Sandbagger rund um Madeira im Einsatz war und 1996 gesunken ist. Zudem gibt es direkt vor der Tauchschule ein schönes Hausriff mit zahlreichen Schluchten und Höhlen. Ich fühlte mich von Wilfried Pilzer, Ralf Hein und dem hilfsbereiten Team von Madeira Divepoint sehr gut betreut und kann die Tauchbasis auf jeden Fall weiterempfehlen.
Kontakt:
Madeira Divepoint
Ralf Hein & Wilfried Pilzer
c/o Hotel Madeira Carlton
Largo Antonio Nobre
9004-531 Funchal
Madeira/Portugal
www.madeiradivepoint.com
info@dmadeiradivepoint.com
Tel: +351 291 239 579
(Stand: Februar 2016)
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