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Adlershofer Taucher retten Erinnerungen

Adlershof ist ein Ort mit viel Geschichte: Er gilt als Wiege der deutschen Luftfahrt und war Standort der Akademie der Wissenschaften und der Film- und Fernsehstudios des Deutschen Fernsehfunks.

Bereits 1956 wurde beim DFF ein Zirkel für Unterwasserfilm und -fotografie gegründet. Leiter war Jürgen Schmidt, der als einer der Tauchpioniere der DDR gilt. Aufgrund der Anordnung über die Durchführung und Ausübung des Tauchsports der DDR im Jahre 1965 wurde das Tauchen mit Tauchgeräten nur noch im Rahmen der Gesellschaft für Sport und Technik gestattet. Daher wurden die Taucher GST-Mitglieder innerhalb der Grundorganisation des in Adlershof ansässigen Rundfunktechnischen Zentralamtes. Sie stellten unzählige Unterwasseraufnahmen für die unterschiedlichsten Film- und Fernsehproduktionen her, u.a. filmten sie die DDR-Meisterinnen im Synchronschwimmen, übertrugen erstmalig für eine Unterhaltungssendung Livebilder mit einer UW-Fernsehkamera und drehten Szenen für „Der Staatsanwalt hat das Wort“ oder „Polizeiruf 110“.

Im Zuge der Wende wurde die Tauchsportsektion aufgelöst und am 13. Juni 1990 ein eigenständiger Verein gegründet – der Tauchsportklub Adlershof. Erster Vorsitzender des neugegründeten Vereins wurde der Schauspieler Otmar Richter. Der Verein bezog eine Baracke des Bezirksamtes Treptow am Sterndamm in Johannisthal. Das Schwimm- und Hallentauchtraining erfolgte in der Schwimmhalle Adlershof auf dem Gelände des ehemaligen Wachregiments in Adlershof.

Zehn Jahre später rief Otmar Richter das erste Treffen von Tauchveteranen ein und begann die noch vorhandene historische Tauchausrüstung zu sammeln. Viele einzigartige Gegenstände aus den Jahren 1950 bis 1990 fanden so ihren Weg in das vereinseigene Sporttauchermuseum. Die Vitrinen des Museums sind gefüllt mit Masken, Schnorcheln, Flossen, Kreislauf- und Presslufttauchgeräten, Tauchanzügen und Foto- und Filmkameras der Marke Eigenbau.

Anlässlich des 30-Jubiläums des Tauchsportklubs Adlershof und des 20. Jubiläum des Tauchveteranen-Treffen der „Alten Karpfen“ entstand das Buch „Schwerelose Zeiten – Tauchererinnerungen“. Auf 340 Seiten gehen die Autoren auf Spurensuche nach den Wurzeln des Tauchsports in der ehemaligen DDR und der Adlershofer Taucher. Es wurden zahlreiche Personen interviewt, die das Tauchen in der DDR maßgeblich mitgeprägt haben. Bastler und Tüftler, Sportler und Funktionäre, Wissenschaftler, Filmer und Fotografen lassen die Leser teilhaben an ihren Erinnerungen, Schicksalsschlägen und alltäglichen Herausforderungen. Berichtet wird von den „wilden“ Anfangsjahren des Tauchens am Heinitzsee vor den Toren Berlins, der Organisation des Tauchsports in den 1960er Jahren, der Teilnahme an nationalen und internationalen Wettkämpfen, archäologischen Exkursionen und wissenschaftlichen Expeditionen sowie von Langzeitaufenthalten in Unterwasserstationen. Dargestellt wird ein facettenreiches Bild des Tauchsports unter den damaligen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen. Gefördert wurde das Projekt durch die Kiezkasse Adlershof.

Das Buch „Schwerelose Zeiten – Tauchererinnerungen“ ist über das Sporttaucher-Museum Wendenschloß und den Tauchverlag N. Gierschner erhältlich.




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