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Auf den Spuren der Slawen am Unteruckersee

Tauchen am Pfahlfeld von Röpersdorf und Zollchow


Der Unteruckersee ist der größte See im Verlauf der Ucker und der viertgrößte natürliche See Brandenburgs. Im August 1977 fand der Taucher und ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Hans-Jürgen Schulz vor Röpersdorf und Zollchow am Westufer des Unteruckersees mehrere Pfahlkonzentrationen unbestimmter Funktion. Schulz fand in 1,6 m Wassertiefe Pfähle, die teilweise über 25 cm aus dem weißen Mergelsand ragten.


Unterwasserarchäologische Erkundung der Pfahlreste von Röpersdorf


Hans-Jürgen Schulz informierte Dr. Martin Rauschert vom Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie (ZIAGA) der Akademie der Wissenschaften der DDR, den er 1975/1976 bei Forschungen an der Fergitzer Burgwallinsel im Oberuckersee kennengelernt hatte. Die Taucher vom ZIAGA haben dann gemeinsam mit Tauchern aus Prenzlau der GST-Grundorganisation „Edgar André“ die Fundstellen näher untersucht. Die Prenzlauer GST-Taucher wurden vom ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Hans-Jürgen Schulz geleitet. Die Kooperation hatte sich bereits bei der Forschungskampagne am Oberuckersee 1975/1976 bewährt. Die tauchtechnische Gesamtleitung lag wieder bei Dr. Martin Rauschert.


Markierung der Pfahlreste vor Röpersdorf


Die von Hans-Jürgen Schulz gefundenen Pfahlreste befinden sich in knapp 1,5 bis 2 m Wassertiefe, etwa 110 m vom westlichen Ufer des Sees entfernt. Die Sicht unter Wasser war sehr gut. Sie betrug etwa 4 m. Die guten Sichtverhältnisse erleichterten die ersten Untersuchungen sehr. Das Pfahlfeld überdeckte eine Fläche von etwa 60 x 80 m, in zwei Bereichen entlang des Ufers verlaufend. Die kleinere Pfahlreihe war von der knapp 60 m breiten Schilfkante etwa 30 m entfernt. Sie hatte eine Breite von 3 m und eine Länge von 55 m. Die größere Pfahlreihe war 80 m lang und 25 m breit, wobei sich die meisten Pfähle in einem Bereich von 40 x 25 m konzentrierten. Die Pfähle hatten einen Durchmesser von 8 – 15 cm. Die Pfähle wurden mit großen Stangen markiert und eingemessen. Die Vermessung erfolgte mittels Bandmaßen. Durch die geringe Wassertiefe von nur 1,60 m konnte die Vermessungsarbeit von zwei Tauchern ohne Atemgerät erfolgen. 120 Pfähle wurden dokumentiert. Später stellte sich heraus, dass noch weitere Pfahlreste vorhanden waren, die sich tiefer im Sand befanden.


Gedeutet wird das Pfahlfeld als Überreste einer überfluteten Siedlung aus dem 12. Jahrhundert. Die „Pfahlsiedlungen“ von Röpersdorf und Zollchow könnten slawische Baulichkeiten sein, vielleicht Warenumschlagplätze für den Handel auf der Ucker oder Fischereistationen samt Trockengestelle. Die Slawen mussten ihre Siedlungsplätze im unmittelbaren Uferbereich des Unteruckersees wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aufgeben.


Slawischer Topf


Quelle: Roger Blum: Hinab in die Vergangenheit, Berlin (2022)



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