Die Küste des Schwarzen Meeres bietet eine Vielzahl an interessanten Tauchmöglichkeiten. Insbesondere am Goldstrand bei Varna und am Sonnenstrand bei Nessebar findet man mehrere Tauchbasen. Die Tauchspots sind in der Regel anfängerfreundlich. Zu sehen gibt es Muschelbänke, Quallen, Seenadeln und mit etwas Glück Seepferdchen, ein Petermännchen oder gar einen Dornhai.
Dornhai (Mit freundlicher Genehmigung: Bernd Papenfuß)
Bulgarien wird für mich immer eng mit dem Tauchen verbunden sein. Hier am Goldstrand bei Varna hatte ich im Jahre 1994 meinen Tauchschein erworben. In meinen Aufzeichnungen fand ich folgende Notiz:
Anfangs krabbelten nur einige Einsiedlerkrebse mit ihren kleinen Schneckenhäuschen über den von den Wellen gekräuselten Meeresboden. Im Seegras versteckten sich Seenadeln, die zwar flink aussahen, in ihren Bewegungen aber recht unbeholfen sind. Je weiter wir uns jedoch vom Strand entfernten, desto größere Steine lagen auf dem Meeresgrund. Schon bald stießen wir auf ein Steinriff, welches von Tausenden von Muscheln, Krabben, Schnecken und Fischen der unterschiedlichsten Form und Farbe bewohnt war. Wir tauchten weiter entlang an meterhohen Muschelbänken. Immer wieder fand ich große Rapana-Schnecken, die teilweise faustgroß waren. Charakteristisch ist die auffallend orange Färbung an der Schaleninnenseite. Es war ein tolles Gefühl 7 m unter der Wasseroberfläche über den Meeresgrund zu gleiten. Leider hatten wir nicht mehr genug Luft in unseren Flaschen, so dass wir nach etwa einer halben Stunde wieder an die Oberfläche mussten.
An der Küste Bulgariens findet man auch viele interessante Zeugnisse aus der Vergangenheit. In der Bucht von Varna konzentriert sich das Interesse der Unterwasserarchäologen vor allem auf den Küstenabschnitt am Kap Kaliakra. Das „Schöne Kap“ besuchte ich erstmals als Kind im Jahre 1988. Schon damals war ich beeindruckt. Das Kap Kaliakra dringt etwa 2 km in das Schwarze Meer vor. Im Altertum wurden hier mehrere Festungs- und Hafenanlagen gebaut. Davon zeugen zahlreiche Funde, die hier von Unterwasserarchäologen gemacht wurden. Im südlichen Teil der Bucht stießen Taucher auch auf ein Wrack aus dem 4./5. Jahrhundert, das mit Amphoren beladen war. Etwa 380 Amphoren, die teilweise noch mit Harz gefüllt waren, wurden geborgen. An der Fundstelle stießen die Taucher auch auf eine antike Hafenanlage. Zu ihr gehört eine Unterwassermole, die man aus halbgeglätteten Steinen errichtet wurde. Die Mole reicht ca. 2 m unter die Wasseroberfläche und diente als Wellenbrecher.
Ein weiterer geschichtlich interessanter Hotspot ist die Umgebung von Sozopol, dem antiken Apollonia Pontica. Hier holte man eine Vielzahl an Gegenständen thrakischer, griechischer, römischer und byzantinischer Herkunft vom Meeresgrund. Auch in der Gegens von Nessebar fanden umfangreiche unterwasserarchäologische Arbeiten statt.
Gerne denke ich an diese ersten Ausflüge in die Unterwasserwelt zurück.
Eine schöne Beschreibung der Unterwasserwelt Bulgariens findet man in dem Erlebnisbericht „Tauchen im Schwarzen Meer“ von Reiner Krause.
Anmerkung: Rapana venosa (rapa = Rübe) ist eine räuberische Schneckenart aus der Familie der Stachelschnecken. Die Schnecke wurde Mitte des 20. Jahrhunderts aus Asien in das Schwarze Meer eingeschleppt und verbreitet sich dort nun unaufhaltsam. Sie gilt als eine der problematischen invasiven Arten weltweit.
Die Stachelschnecke Rapana venosa
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