Im äußersten Westen Mallorcas liegt Sa Dragonera - die Dracheninsel. Die unbewohnte, gut vier Kilometer lange und maximal einen Kilometer breite Felseninsel vor Sant Elm ist ihrer Form nach benannt, die an einen schlummernden Drachen erinnert. Der ins Wasser gelagerte Kopf liegt im Südwesten bei Cap des Llebeig, das Rückgrat mit den „Schuppen“ bilden die Berge Puig des Aucells und Na Pòpia. Der sanft auslaufende Schweif führt bis Cap de Tramuntana im Nordosten.
La Dragonera, die Dracheninsel - ein Naturjuwel und Eldorado für Taucher
Andere Leute sind der Meinung, dass der Name der kleinen Insel auf die große Population der hier heimischen Mauereidechsen zurückzuführen ist, die allgemein unter dem Namen Lilford-Eidechse oder Sargantana bekannt ist. Die unzähligen kleinen Drachen sind eine endemische Unterart der Balearen-Eidechse, die sonst nirgendwo anders auf der Welt zu finden sind.
Auf Dragonera hat sich eine endemische Unterart der Balearen-Eidechse herausgebildet, die Dragonera-Eidechse (Podarcis lilfordi ssp. giglioli). Sie ist das einzige landlebende Wirbeltier auf der einsamen Insel.
Ebenso faszinierend wie die grünlich-braunen Eidechsen sind für Naturliebhaber die hier vorkommenden Wander- und Eleonorenfalken. Letztere legen sehr weite Strecken aus ihren Überwinterungsgebieten in Madagaskar zurück, um hier ihren Nachwuchs aufzuziehen. In den Klippen im Nordwesten der Insel befindet sich die größte Brutkolonie der seltenen Eleonorenfalken im gesamten westlichen Mittelmeer.
Blaumerle und Wanderfalke auf Dragonera
Sa Dragonera ist nicht nur die Heimat der Sargantanas und Falken, auch viele andere unter Naturschutz stehende und bedrohte Tierarten kommen hier vor. Aber nicht deshalb wurde die Insel von der Balearen-Regierung zum Naturpark erklärt. Vor allem einer Gruppe von jungen Umweltschützern ist es zu verdanken, dass die Insel noch heute unbewohnt ist. Nachdem Anfang der 1970er Jahre ein Unternehmen das Eiland gekauft hatte, um dort eine Wohnsiedlung samt Luxushotel und Kasino zu bauen, besetzten sie am 7. Juli 1977 die Insel und errichteten ein Protest-Zeltlager unter dem Motto "Terra i libertat" (Land und Freiheit). Mit dieser Aktion konnte schließlich die Bebauung von Dragonera verhindert werden. Das Protestcamp zählt als Geburtsstunde des Umweltschutzes auf Mallorca und löste eine Protestbewegung gegen die Zubetonierung der Küsten insgesamt aus.
Die Insel ist für die Mallorquiner ein Symbol für den Naturschutz
Heute, fast vierzig Jahre später, sind sowohl Dragonera als auch die Gewässer rings um die Insel Natur- und Meeresschutzgebiet. Die Bebauung ist verboten, Fischen nur sehr eingeschränkt erlaubt.
Die Inselverwaltung Mallorcas hatte die Insel zehn Jahre nach der Besetzung erworben und zusammen mit den Inselchen El Pantaleu und Sa Mitjana im Jahre 1995 zum Naturpark erklärt. Im Oktober 2016 wurde zusätzlich auch der Kanal zwischen Sant Elm und der vorgelagerten Insel zum Schutzgebiet erklärt, in das sich Fische und andere Meerestieren vor Überfischung zurückziehen können.
Tauchausflüge in das Schutzgebiet werden von Scuba Activa angeboten. Das Tauchcenter liegt im nördlichen Ortsbereich von Sant Elm und ist die einzige Tauchschule im Naturpark „Insel Dragonera".
Naturliebhaber schätzen den Charme der kleinen Tauchbasis Scuba Activa
Über dreißig verschiedene Tauchplätze rund um die Insel Dragonera können in 5-10 Minuten mit dem Boot erreicht werden. Zwei Mal täglich, um 9 Uhr und um 14 Uhr, werden Ausfahrten angeboten. Das Wasser ist kristallklar und die Sichtverhältnisse fast immer sehr gut.
Leuchtqualle, Barrakuda und Mittelmeer-Muräne
Die meisten Tauchplätze sind für Anfänger und erfahrene Taucher gleichermaßen geeignet. Schon in geringen Tiefen kann eine erstaunliche Vielfalt an farbenprächtigen Meeresbewohnern gesehen werden. Einer der Tauchplätze ist Cala Llebeitx, der am „Kopf des Drachens" liegt. Die Unterwasserlandschaft ist geprägt von Steilhängen, die von Muränen, Tintenfischen, Langusten, Bärenkrebsen und zahlreichen Nacktschnecken bevölkert sind.
Ein weiterer Tauchplatz ist der Tres Huegos, die „Drei Höhlen“. Er liegt am Festland und ist mit einer maximalen Tiefe von knapp 17 Metern nicht ganz so tief wie Cala Llebeitx.
Highlight ist das Wrack der MS Josephine, mit den vielen Muränen und Congeraalen, die einen Körperdurchmesser vergleichbar mit einem kräftigen Männeroberschenkel erreichen. Die „Josephine“ ist daher auch als das „Congerwrack“ bekannt. Da das Wrack in einer Tiefe von 34 m liegt, ist es nur für Fortgeschrittene geeignet.
Anfahrt: Auf der Ma-1 von Palma de Mallorca Richtung Andratx und dort auf der Ma-1030 nach Sant Elm. Die Überfahrt nach Dragonera findet per kleiner Fähre von dem verträumten Ort Sant Elm durch den Kanal Canal des Freu statt. Dieser Kanal ist am weitesten im Süden und läuft Richtung Norden immer enger zusammen. Die schmalste Stelle ist 780 Meter breit. Die Bootsverbindung mit "Cruceros Margarita" findet bei gutem Wetter 6- bis 7-mal täglich vom Schiffsanleger im nördlichen Ortsbereich am Ende der Hauptstraße statt. Von November bis Januar gibt es keinen Fährbetrieb. Die Überfahrt dauert ca. 20 Minuten und bietet eine vollständige Sicht auf Dragonera und die Küste von Sant Elm. Angelandet wird in der Bucht Cala Es Llado ("Räuberbucht").
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