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Autorenbild Steven Blum

Eine Wiener Spezialität -Unterwassergehäuse für die Eumig C5

Aktualisiert: 23. Jan.

Seit Hans Hass Ende der 1940iger Jahre die Unterwasserwelt einem breiten Publikum vorstellte, eiferten ihm überall in Deutschland und Österreich junge Leute mit selbstgebauten Tauch- und Kameraausrüstungen nach. Damals war der Tauchsport noch von Hand gemacht. Viele der Eigenbaukonstruktionen blieben erhalten und sind heute im Sporttauchermuseum des Tauchsportklubs Adlershof in Berlin ausgestellt.


Das Sporttauchermuseum Berlin widmet eine Vitrine den Eigenbaukonstruktionen von Franz Cech aus Wien, der als Techniker die Expeditionen des österreichischen Meeresforschers Prof. Rupert Riedel unterstützte. Riedel war von 1948-1949 Leiter der ersten österreichischen Nachkriegsexpedition „Unterwasser-Expedition Austria“ im südlichen Mittelmeer und leitete 1952 die „Österreichische Tyrrhenia-Expedition“. Während dieser Expedition entstand der Dokumentar-Stummfilm „Lichter unter Wasser“, der als weltweit erster Unterwasser-Farbfilm gilt.


Franz Cech



Anfang der 1960iger Jahre experimentierte Cech bei der Entwicklung neuer Kameragehäuse mit der Verarbeitung von thermoplastischen Kunststoffen und konstruierte ein Gehäuse für die Eumig C5 Filmkamera. Die 8 mm C5 Zoom-Reflex-Kamera wurde seit 1961 vom Wiener Traditionsunternehmen Eumig (ursprünglich Elektrizitäts- und Metallwaren Industrie Gesellschaft) hergestellt und vertrieben. Sie wies zahlreiche technische Neuerungen auf, z.B. eine vollautomatische photoelektrische Belichtungsregelung. Blickte man durch den Sucher, sah man oberhalb des Sucherbildes die von der Belichtungsautomatik eingestellte Blende. Gemessen wurde mit einem Sensor oberhalb der Zoomoptik. Die Blendenkorrektur konnte aber auch individuell vorgenommen werden. Die Bedienung des Objektivs erfolgte durch einen äußeren und inneren Drehknopf, der sich auf der rechten Seite der Kamera befand. Drehte man den äußeren Rand des Knopfes, wurde die Brennweite verändert, drehte man den innenliegenden Knopf, veränderte sich die Schärfe. Die Handhabung war etwas umständlich und gewöhnungsbedürftig und stellte sich als Herausforderung für die Entwicklung eines einfach unter Wasser zu bedienenden Gehäuses dar.


Gehäuse für die Eumig C5 Filmkamera aus thermoplastischem Kunststoff von Franz Cech


Cech löste dieses Problem und schuf 1964 ein Gehäuse für die Eumig C5 in einer selbstgefertigten Form aus Polyester-Kunstharz, die er mit allen für die Bedienung der Filmkamera benötigten Durchbrüchen und Adaptern ausgestattet. Er hatte das Gehäuse mit zwei Frontscheiben für Objektiv und Belichtungsmessung versehen, sowie zwei Betrachtungslupen über ein Prisma gekoppelt, so dass man die sich vor der Kamera bewegenden Objekte sowohl aus der horizontalen als auch aus der vertikalen Haltung sehen konnte.



Leider hatte Cech nur eines dieser komfortablen und eleganten Gehäuse hergestellt. Weitere sollten folgen, aber das unterblieb, weil er als erstes für seine Familie zu sorgen hatte und er verkaufte dieses Gehäuse an einen Interessenten. Davon wusste sein Sohn Anton noch. Es gelang diesem, nach 55 Jahren den jetzigen Besitzer in Wien ausfindig zu machen und zu überzeugen, diese Gehäuse samt Eumig C5-Kamera unserem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen. Dort kann es besichtigt werden.



Wer das Museum kennenlernen möchte, ist zu einem Besuch herzlich eingeladen. Da das Museum ehrenamtlich betrieben wird, wird aber um vorherige Anmeldung gebeten.


Sporttauchermuseum Berlin-Wendenschloß

c/o Tauchsportklub Adlershof im ProSport 24 e.V.

Wendenschloßstraße 420

12557 Berlin

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