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AutorenbildRoger Blum

Die Steinbrüche bei Löbejün

Aktualisiert: 14. Jan.

Ca. 15 Kilometer nördlich von Halle (Saale) befinden sich die Steinbrüche von Löbejün. Die drei dicht aneinander gelegenen Steinbruchkessel gehören zu den beliebtesten Tauchplätzen Ostdeutschlands. Umrandet von steilen Felswänden konnten wir bei Sichtweiten von weit über 10 m alte Bergbau-Hinterlassenschaften wie ein Pumpenhäuschen, Loren und Schienen entdecken. Hier wurde einst der Löbejüner Porphyr (auch Löbejüner Rhyolith genannt) abgebaut, ein vulkanisches Gestein von rötlicher Farbe.



2007 hat Klaus Diersch die drei Seen übernommen und dort eine Tauchbasis eröffnet, die sich am Eingang des Steinbruchkessels Löbejün I befindet. Wir wurden in hier freundlich empfangen und die Anmeldung gestaltete sich problemlos.



Löbejün I ist der größte und tiefste der drei Steinbrüche. Er ist in einem Tauchgang bequem zu umrunden. Die maximale Tiefe liegt bei ca. 18 m. Von der Basis gelangt man über einen flach abfallenden Hang ins Wasser. Der Hang reicht bis etwa 8 m Tiefe. Im Flachwasserbereich befinden sich einige abgestorbene Bäume und ein kleiner Seerosenbereich. Der Fischbestand ist gut. Hier trifft man auf große Rotfederschwärme sowie Barsche. Rechts davon trafen wir auf einem Felsabsatz einen standorttreuen fetten Karpfen.





Die Stars des Taucherkessels 1 sind mehrere große Störe (Acipenser sturio). Bereits beim ersten Tauchgang begegneten wir einem großen Stör. Er schwamm neugierig auf uns zu und ließ sich ausgiebig fotografieren. Auch bei den nächsten Tauchgängen trafen wir auf Störe, die keine Scheu zeigten, sondern eindrucksvolle Fotomotive boten. Mit ihrem langgestreckten, spindelförmigen Körper mit verlängerter Schnauze und asymmetrischer Schwanzflosse haben die Störe ein haiähnliches Aussehen. Die Begegnung mit einem Stör ist ein beeindruckendes Taucherlebnis.



Die Störe sind in die Steinbruchseen eingesetzt worden. Kritiker weisen darauf hin, dass die Störe Fressfeinde des Galizischen Sumpfkrebses (Astacus leptodactylus) sind, der hier ebenfalls anzutreffen ist. Allerdings ist der Galizische Sumpfkrebs auch erst nach dem Auftreten der Krebspest in den Gewässern Deutschlands als Ersatz für den Edelkrebs ausgesetzt wurde.


Stör im Taucherkessel I


Im Taucherkessel I ist ebenfalls ein einäugiger kapitaler Hecht anzutreffen.


Wir tauchten entlang der beeindruckenden Felswände und genossen den Blick auf die steil abfallenden Felswände und Felsvorsprünge.



Schöne Tauchgänge sind auch in den beiden anderen Tauchkesseln möglich. Löbejun II ist etwa 10 Meter tief und von steil abfallenden Felswänden umgeben. Der Ab- und Aufstieg mit Tauchausrüstung ist hier vergleichsweise mühsam und eher für Kletterer geeignet.


Eine Besonderheit der Steinbruchkessel von Löbejun ist das Auftreten der Süßwassermedusen Craspedacusta sowerbyi im Herbst. Sie sind die einzigen in Mitteleuropa vorkommenden Süßwasserquallen. Ihr mit etlichen kleinen Tentakeln besetzter Schirm erreicht einen Durchmesser von 2,5 cm. Mit 99,3 % haben sie den höchsten bei Tieren festgestellten Wassergehalt.



Nachdem wir in den ersten Steinbruchkessel den Stören, Karpfen und Quallen einen Besuch abgestattet hatten, unternahmen wir einen Tauchgang im dritten Taucherkessel. Dieser Steinbruch wurde bereits 1948 geschlossen und ist dann vollgelaufen. Den Einstieg erreichten wir über einen steilen, schmalen Pfad. Die maximale Tiefe beträgt 12 m und die Sicht ist meist etwas schlechter als im ersten Felsenkessel. Highlights sind hier das Pumpenhaus gleich links neben dem Einstieg sowie Rohrleitungen und noch vorhandene Gleisanlagen mit Kipploren aus der Zeit des Porphyr-Abbaus.


Gleisanlagen und Kipploren im Taucherkessel III


Hier begegneten wir auch einem wahren Giganten – einen riesigen Wels. Wir tauchten entlang der Felswand und ich suchte unter Überhangen und kleinen Höhlen nach Galizischen Sumpfkrebsen. Plötzlich schaute ich in die Augen eines stattlichen Welses. Ich traute meinen Augen nicht, schwamm schnell zu meiner Tauchpartnerin und zeigte auf die Höhle. In diesem Moment schwamm der Wels auf uns zu und zeigte seine ganze Größe. Ich schätze seine Größe auf mindestens eineinhalb Meter. Unwillkürlich dachte ich an die Schauergeschichten über Riesenwelse, die angeblich Schwimmer angegriffen oder Dackel verspeist haben sollen. Dieser Wels war erst neugierig, dann aber scheu. Wir beobachten ihn noch eine Weile, bis er aus dem Sichtfeld verschwand. Es war ein wirklich tolles Taucherlebnis.



Wels im Taucherkessel III


Anfahrt: z.B. über die A14 (Halle - Magdeburg) Abfahrt Löbejün. Nach etwa 500m in Richtung Löbejün, noch vor den Bahnschienen, rechts in einen Feldweg abbiegen.





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