Der Sommer neigte sich langsam zu Ende. Es sollte der letzte heiße Tag des Sommers werden. Also packte ich mein Tauchgerödel ein und machte mich nach der Arbeit direkt auf den Weg zum Heidesee bei Halbe. Der südöstlich von Berlin gelegene See ist einer meiner Lieblingstauchseen für einen spontanen Kurzausflug.
Anfangs war ich etwas enttäuscht, denn die Algenblüte und reger Badeverkehr haben die Sichtweite auf wenige Meter geschrumpft. Der See wirkte heute ein wenig leer. Ich schaute mich in einem Bereich umgestürzter Bäume um. Die Sonne stand schon ziemlich flach am Horizont und zauberte schöne Lichtspiele unter Wasser. Schwärme von Ukeleis, Jungbarschen und Rotfedern zogen an mir vorbei. Dann tauchten die ersten Karpfen auf. Sie sind hier regelmäßig anzutreffen. Vier große Spiegelkarpfen schwammen zwischen den Ästen umher. Und einer von ihnen war weiß! Ich schaute nochmals hin. Tatsächlich ein weißer Karpfen. Der Heidesee ist immer wieder für eine Überraschung gut.
Offensichtlich handelte es sich um einen ausgesetzten Koi, der sich der Gruppe Karpfen angeschlossen hat. Karpfenfische sind Schwarmfische. Es kommt immer wieder vor - wenn auch selten - dass sich ausgesetzte Kois heimischen Karpfen anschließen. Doch es war das erste Mal, dass ich es selbst gesehen habe. Der Koi im Heidesee hatte sich augenscheinlich in die Gruppe integriert. Es schien fast so, dass sich der größte Karpfen besonders um den weißen Exoten kümmerte. Er wich selten von seiner Seite. Eine Viertelstunde lang beobachtete ich die Tiere.
Ich habe gelesen, dass sich die japanischen Zierfische sogar mit heimischen Karpfen fortpflanzen und ein Alter von über 50 Jahre erreichen können. Bei meinen nächsten Tauchgängen werde ich den Koi und seine Integration in die Karpfen-Gruppe weiter beobachten, es sei denn, er landet zwischenzeitlich an einer Angel oder im Maul eines der hier zahlreich vorkommenden Hechte.
Comments