Den Passatwinden verdanken die Kleinen Antillen ihre Unterscheidung nach seemännischer Tradition in „Inseln über dem Wind“ (Leeward Islands) und „Inseln unter dem Wind“ (Windward Islands). Eigentlich bezeichnen die Namen die Lage der Inseln im Verhältnis zu den Passatwinden. Folgerichtig nannten die Spanier, Franzosen und Holländer die vor der Küste Südamerikas liegenden Inseln die „Inseln unter dem Wind“ und den Bogen, der sich von Süden nach Norden bis zu den Großen Antillen spannt, die „Inseln über dem Wind“. Aus unerklärlichen Gründen entschlossen sich die Briten jedoch, all ihre Besitztümer von Trinidad bis St. Lucia als die Windward Islands zu bezeichnen und die nördlich davon liegenden, bis hinauf zu den Virgin Islands, als Leeward Islands.
Zur erstgenannten Kategorie gehört auch Antigua, dass mit den benachbarten Inseln Barbuda und Redona in die Gruppe der Leeward Islands einen Ministaat im Zentrum der Antillen bildet, der seit langem als beliebtestes Reiseziel gilt. Der kleine Inselstaat liegt südöstlich von Puerto Rico. Es locken kristallklares, warmes Wasser, angenehme Temperaturen und weiße Traumstrände. Man sagt, Antigua soll 365 Strände haben, also für jeden Tag einen.
Der Inselstaat Antigua und Barbuda ist ein interessantes Tauchziel. Die Gewässer rund um die Inseln bieten ideale Voraussetzungen zum Tauchen und Schnorcheln. Ein beliebtes Schnorchelgebiet ist Long Bay, eine Bucht an der Ostküste Antiguas. Sie gehört zur North East Marine Management Area. In der Bucht befindet sich der wunderschöne, weiße Sandstrand Long Bay Beach - auch Grand Pinapple Beach genannt. Er ist der perfekte Ort zum Entspannen und Schnorcheln. Nur wenige Meter vom Ufer entfernt erstreckt sich eine ausgedehnte Seegraswiese mit vereinzelten Gesteinsformationen auf denen sich Korallen und Anemonen angesiedelt haben.
Vom kleinen Ort Seaton an der Atlantikküste Antiguas werden Touren zur Stingray City angeboten, wo man mit Amerikanischen Stechrochen (Southern Stingray; Dasyatis americana) schnorcheln kann. Die Rochen werden in der Regel bis 90 cm groß. Es wurden aber auch Exemplare von über 1,5 m gesichtet. Die Männchen sind deutlich kleiner als die Weibchen. Charakteristisch für diese Art ist eine mittig auf dem Rücken zur Schwanzflosse verlaufende Reihe von Höckern. Die Schwanzflosse ist peitschenförmig und trägt im vorderen Drittel einen langen, mit Widerhaken versehenen Stachel. Die Tiere nähern sich ohne Scheu und rammen manchmal sanft die Besucher. Auch wenn die Tiere in der Regel nicht aggressiv sind, ist Vorsicht geboten.
Eine Vielzahl von Schiffen ist den vorgelagerten Korallenriffen zum Opfer gefallen. Die Ost- und Südküste von Barbuda ist ein regelrechter Schiffsfriedhof. Das die Insel so empfänglich für strandende Schiffe war, hat sie auch der Familie Codringtons zu verdanken. Christopher Codrington und sein Bruder hatten im Jahre 1705 die gesamte Insel Barbuda für 99 Jahre vom britischen Königshaus gepachtet. Der Pachtzins bestand war ein Schaf pro Jahr. Es war allerdings nur zu liefern, wenn es angefordert wurde. Die Brüder hatten schnell erkannt, dass die Schiffbrüche an der Küste sehr lukrativ waren. Ihnen wird nachgesagt, dass sie Schiffe bewusst mit Lichtsignalen an die riffreiche Küste gelockt haben sollen, um im Falle der Strandung bequem an die Ladung zu gelangen. Die Codringtons errichteten sogar eine „Seenotrettungseinheit“ mit einer speziell ausgebildeten Sklavenbesatzung in Dauerbereitschaft. Diese hat sich aber vorrangig der Bergung von Fracht und Schiffsausstattung statt der Rettung der Besetzung gewidmet, was dann im 19. Jahrhundert zu einer Protestnote der französischen Regierung an Großbritannien führte. Wie dem auch sei: Heute warten mehr als 100, teils unerforschte Wracks auf ihre Erkundung.Vor Barbuda liegen unter anderem die Wracks der Redjacket, einem 1863 gesunkenen Blockadebrecher, die Lady Mary, Fairfield, Delma C., Mary Varwell, Watagua, Mathabessie & Ottilie sowie eine französische Brigg. Im Süden der Insel verunglückten die dänische Brigg Amelia sowie die Kaffee- und Zuckertransporter Victor, Elite, Napoleon, Camilla, Arrow und Lottie Stewart.
Wissenswertes: Man geht davon aus, dass Christoph Kolumbus Antigua entdeckt und nach einer Kirche in Sevilla benannt hat: Santa Maria della Antigua. Die Spanier vernachlässigten die Insel jedoch, weil sich dort weder Gold noch frisches Wasser fand. Durch den Vertrag von Breda wurde Antigua im Jahre 1667 britische Kronkolonie. Die Briten erkannten die strategische Bedeutung der Insel und, dass sie sich hervorragend als Hafen eignet. Im 17. und 18. Jahrhundert bauten sie an der Südküste der Insel „English Harbour“, den wichtigsten und am besten geschützten Flottenstützpunkt Englands in der Karibik. In der geschützten Bucht war die britische Karibikflotte sicher vor tropischen Stürmen und von den umliegenden Felsen war der Stützpunkt leicht gegen Feinde zu verteidigen. Die Hafenanlagen (Nelson´s Dockyard) sind heute eine der größten Touristenattraktionen von Antigua. Lord Nelson diente hier als junger Offizier und war später Kommandant des Flottenstützpunkts. Die gesamte Anlage ist heute ein Freilichtmuseum, in dem man alte Lagerhäuser und Werkstätten, Docks und Wohnräume besichtigen kann.
Comments